Neustart Textilmuseum Forst: Ein Projekt für die Zukunft
Rauchende Schlote prägten das Stadtbild von Forst (Lausitz) bis ins 20. Jahrhundert. Mehr als 200 Fabriken produzierten vor allem Tuche aus Wolle. Damals war Forst eine der führenden deutschen Textilstädte. Dieser Industriezweig beherrschte das Leben der Stadt bis 1989/90. Nach dem Ende der DDR wurde die Textilindustrie in Forst und der ganzen Lausitz radikal abgeschafft. Die über Jahrhunderte wichtigste Erwerbsquelle der Stadt kam abrupt zum Erliegen.
Aus der Herbstausgabe des STARK für die LAUSITZ-Magazins 2023.
Die Erinnerung an dieses industrielle Erbe bewahrt das Brandenburgische Textilmuseum Forst (Lausitz). Engagierte Bürger gründeten dazu 1991 einen Museumsverein. Untergebracht ist das Museum seitdem in einem denkmalgeschützten Fabrikkomplex von 1896/97, einem Klinkerbauensemble im Stil wilhelminischer Industriearchitektur, wie sie bis heute das Stadtbild prägt. Bis 1992 wurde hier produziert, bevor 1995 das Textilmuseum seine Pforten öffnete. Seither konnten die Besucherinnen und Besucher die Tuchherstellung in allen Arbeitsschritten – von der Wolle bis zum fertigen Stoff – „live“ verfolgen und zum Teil selbst ausprobieren. Gezeigt wurden sowohl handwerkliche Geräte als auch funktionsfähige historische Maschinen. Im Stadtbild haben sich auch Gleise der alten Forster Stadteisenbahn erhalten. Von dieser wurden Güter für die Fabriken transportiert.
Nun stehen große Veränderungen im Museum an. Nach 25 Jahren ist es vorübergehend wegen Umbau und Aufbau der neuen Dauerausstellung geschlossen, für den 3. Oktober 2025 ist die Eröffnung geplant. Ein neues Ausstellungskonzept wird den Schaubetrieb in die sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Kontexte der Textilproduktion einbetten. Stark erweitert, wird die neue Dauerausstellung zugleich die Regionalgeschichte und Forster Stadtgeschichte präsentieren. Einen besonderen Höhepunkt wird künftig die neue Lokhalle für die „Schwarze Jule“ darstellen – die letzte erhaltene Lok der Stadtbahn von 1893, die als Leihgabe des Verkehrsmuseums Dresden dann dauerhaft zu sehen sein wird.
Geschichte erleben lassen
Foto: Koppetsch
Jörn Brunotte leitet seit fast zwei Jahren das Museum und zeichnet auch für den Neustart verantwortlich. Unterstützt wird er dabei von einem kleinen, hoch engagierten Team. Jörn Brunotte war vor seinem Engagement in Forst (Lausitz) fast 30 Jahre in und für Museen tätig. Als Museumsberater hat er für verschiedene Museen in Deutschland und darüber hinaus Konzepte entwickelt und umgesetzt. Seine umfangreichen Erfahrungen und Kenntnisse und nach eigener Aussage „die Sicht von außen“ sind wertvoll für das Museumsteam. Für eine dauerhafte Tätigkeit in Forst hat er sich entschieden, weil ihn neue und herausfordernde Aufgaben reizen. „Das Besondere am Neustart des Textilmuseums ist“, so Brunotte, „dass die Entwicklung eines neuen Konzepts sowie einer neuen Dauerausstellung in einer Region im Wandel stattfindet. Damit hat das Museum die Chance, diesen Wandel auf besondere Art und Weise auszustellen. Dabei geht es nicht nur um Industriegeschichte, sondern auch um das Arbeiten und Leben der Menschen im vergangenen Jahrhundert bis heute, beispielhaft für die gesamte Lausitz.
Diesen sozialen Aspekt und die Stadtgeschichte wird das neue Museum stärker als bisher reflektieren. Es geht hier also zum einen um eine inhaltliche Erweiterung und zum anderen um eine zeitgemäße Ausstellungsgestaltung.
Wichtig ist Brunotte auch, die Erfahrung der Bevölkerung lebendig in die Ausstellung einzubeziehen. Deshalb werden Zeitzeugenberichte per Videoclip Teil der neuen Ausstellung. Außerdem werden mehr interaktive Angebote zur Anwendung kommen. „Wir möchten Geschichte erlebbar machen.“ so Jörn Brunotte.
Grafik: Krekeler_Architekten_Generalplaner_GmbH
Foto: Swiekatowski
Forst: ››Moderne Wohnstadt mit vielen Angeboten‹‹
„Wenngleich unsere Stadt kein Kraftwerksstandort ist, wohnen viele Menschen in Forst (Lausitz), die im Tagebau oder im Kraftwerk Jänschwalde arbeiten. Darüber hinaus gibt es einige Firmen, die seit vielen Jahren als Dienstleister für die LEAG tätig sind. Dementsprechend ist auch eine Betroffenheit gegeben. Wir haben uns sehr zeitig mit der Thematik des Ausstiegs aus der Kohleverstromung beschäftigt und bereits im Jahr 2019
eine ‚Wunschliste‘ mit Ideen erstellt, die unsere Stadt nach vorn bringen können. Mit der unmittelbaren Nähe zu Cottbus eröffnen sich selbstverständlich auch viele Optionen für Forst, denn die dortigen Ansiedlungen von Instituten und Unternehmen oder das noch entstehende Innovationszentrum Universitätsmedizin bringen viele Menschen in die Region, die Wohnungen und Baugrundstücke benötigen. Das ist bereits in unserer Stadt vorhanden oder wird zu entwickeln sein.Finanzierbaren Wohnraum zu schaffen, insbesondere auch für die zukünftig Studierenden in Cottbus, ist in unserer Stadt möglich. Mit der Elektrifizierung der Strecke Forst – Cottbus, die bis 2031 realisiert werden soll, ist man in 20 Minuten in Cottbus.
Unabhängig davon gilt es natürlich, dass Liebenswerte von Forst weiterzuentwickeln. Dazu gehören unter anderem das neue Textilmuseum und der Ostdeutsche Rosengarten. Mit der Gründung des Zentrums für Leichtbau – Fabric Lausitz – werden wir uns auch in einer zukunftsorientierten Branche weiterentwickeln.
Simone Taubenek, Bürgermeisterin der Stadt Forst
Für die Zukunft sehe ich unsere Stadt als moderne Wohnstadt, mit einem Branchenmix bei den mittelständischen Unternehmen, mit viel Natur und kulturellen Angeboten, die durch viel junges Leben geprägt ist, in der aber alle Altersgruppen ihren Platz finden können. Eine schnellere Anbindung über die Bahn und moderne soziale Einrichtungen stehen allen gleichermaßen zur Verfügung.“
„STARK für die LAUSITZ“ mit großem Spree-Neiße-Special
Im Oktober 2023 erschien die aktuellste Ausgabe des „STARK für die LAUSITZ“-Magazins des WochenKurier. Dieses Magazin ist von den Leuchtturm-Projekten des Landkreises Spree-Neiße sowie der Städte Forst, Guben und Spremberg geprägt. Natürlich werfen wir aber auch wie immer einen Blick auf aktuelle Entwicklungen in der Oberlausitz. Das alles haben wir unter dem Titel „Wandel durch Innovation“ auf 48 Seiten kompakt dargestellt.
Hier geht’s zum kostenfreien E-Paper.