Zwischen Chancen und Ängsten – Kupferbergbau polarisiert Spremberger
Die Kupferschiefer Lausitz GmbH (KSL) plant seit Jahren die Errichtung eines Kupferbergwerkes zur Gewinnung von Kupfererz. Vorgesehen ist ein untertägiger Abbau in einer Lagerstätte, die sich in einer Tiefe von 800 bis 1.500 Metern befindet und vom Nordwesten Sprembergs nach Südosten bis zur sächsischen Gemeinde Schleife erstreckt. Neben großen wirtschaftlichen Chancen für die Region, weckt dieses Projekt gleichzeitig Ängste und Befürchtungen. Das zeigte sich jüngst beim Informationsmarkt der Stadt und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, der ASG Spremberg GmbH, zu diesem Thema im Dorfgemeinschaftshaus Haidemühl.
Dany Dawid / Jannis Simons
Vollgeparkte Straßenseiten und eine aufgebrachte Stimmung an einem Samstagmittag im Spremberger Ortsteil Haidemühl. Der sogenannte Informationsmarkt zum geplanten Kupferbergbau, zudem die Stadt Spremberg um Bürgermeisterin Christine Herntier, gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung ASG einlud, war nicht nur rege besucht, sondern bot unglaublich viel Gesprächs- und Konfliktpotenzial. Die Kupferschiefer Lausitz (KSL) GmbH habe sich zum Ziel gesetzt, in den frühen 2030-Jahren mit modernsten Standards und Technologien mit der Kupferproduktion in der Lausitz zu beginnen. Das Abbaugebiet soll zwischen der Stadt und dem Ortsteil Graustein liegen. Rund 45 Hektar soll dieses Gelände mit den sogenannten Tagesanlagen inkl. Parkplätze, Zugang zu den Schächten, Aufbereitungsanlage und Verladestation groß sein. Erschlossen wird es über die südlich verlaufende B156. Mit einer eigenen Verladestation wird das Areal später an das Bahnnetz angeschlossen. Geschätzt werden aktuell 90 bis 130 Millionen Tonnen Kupfererz unter der Erde der Lausitz, wobei das Unternehmen schon jetzt von mehr ausgeht.
Die Gemeinsame Landesplanungsabteilung (GL 5) der Länder Berlin und Brandenburg hat nun, um Konflikte, Risiken und Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und abzustimmen und um Alternativen zu prüfen und Lösungen zu finden, das Raumordnungsverfahren eröffnet. Damit beginnt nun auch die Beteiligung der Öffentlichkeit. Dazu sind die Unterlagen für das Verfahren bis einschließlich 26. April unter www.uvp-verbund.de und im Rathaus der Stadt Spremberg einsehbar.
Stellungnahmen, Anregungen und Hinweise zum Vorhaben können bis zwei Wochen nach Ablauf des Auslegungszeitraums schriftlich oder persönlich bei der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg und der Stadtverwaltung Spremberg gesendet bzw. abgegeben werden.
©KSL Kupferschiefer Lausitz GmbH
Große Ängste der Spremberger
Laut der Planung sollen im Zusammenhang mit dem Kupferabbau etwa 1000 direkte sowie 3000 indirekte Arbeitsplätze durch den Bau und den Betrieb der Anlage in der Region entstehen. Zudem winken der Stadt zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen in Millionenhöhe. Das birgt Chancen für die Region, weckt aber auch gleichzeitig Ängste und Befürchtungen. Das zeigte sich bei der ersten Auftaktveranstaltung am Samstag im Dorfgemeinschaftshaus des Ortsteils Haidemühl. Die Fragen, die verunsicherte Spremberger gerade beschäftigt drehen sich um mögliche Gesundheitsgefährdungen der Menschen durch etwaige Schadstoffe in unmittelbarer Nähe zu den Bergbauanlagen, Staub, Verseuchung des Grundwassers, Entschädigungszahlen beim Grundstückswertverlust, der jetzt schon bekannte Wassermangel in der Lausitz, Senkungen, große Einschritte in die Pflanzen- und Tierwelt im Abbaugebiet und eine mögliche Mehrverkehrsbelastung.
„Wir würden uns ins Knie schießen“
Kupfer ist einer der zentralen Zukunftsrohstoffe und der Schlüssel für Digitalisierung, Elektromobilität, erneuerbaren Energien und zahlreichen weitere Zukunftstechnologien. Der Bedarf wird deshalb weiter deutlich steigen. Prognosen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ergeben, dass allein die Nachfrage für Elektromobilität in den 2020er-Jahren um rund 800 Prozent wachsen wird. Kupfer stammt heute meist aus Südamerika, China und Afrika. Deutschland ist beim Primärmaterial zu 100 Prozent auf Importe angewiesen. Gerade im Hinblick auf die Krisen der vergangenen Jahre, strebt Europa an, unabhängiger von Rohstoffimporten zu werden. „Mit dem von uns in der Lausitz gewonnenen Kupfer wollen wir dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Den Wandel der Lausitz zu einer langfristig attraktiven Wirtschafts-, Technologie- und Energieregion wollen wir weiter mit vorantreiben“, heißt es vonseiten der KSL. Schon jetzt habe das Unternehmen 40 Millionen Euro für dieses Projekt ausgegeben, was zeigt, mit welcher Zuversicht dieses Vorhaben von Unternehmen angegangen wird. „Wir würden uns ins Knie schießen, wenn wir Zweifel hätten, dass dieser Bergbau frühzeitig enden könnte durch bestimmte Faktoren“, sagte Blas Urioste, Country Manager der KSL in Deutschland.
Unternehmen setzt auf Kommunikation
Die im Produktionsprozess anfallenden Reststoffe, bestehend aus Quarzen und Silikaten, sollen nach einer Zwischenlagerung auf dem Bergbaugelände in einem ehemaligen Braunkohlebau eingelagert werden. Explizit kommen da die Tagebaue in Welzow und Nochten in Frage. Beim Thema Wasserbedarf hat Blas Urioste überhaupt keine Bedenken. Anfallendes Grubenwasser soll in einem Aufbereitungsprozess eingesetzt und im Kreislauf geführt werden. Für überschüssiges Grubenwasser stünde eine Aufbereitungsanlage bereit, um so eine Versalzung der Gewässer zu vermeiden. Dabei können auch Sulfate und Chloride aus dem Betriebswasser gefiltert werden.
Foto: Simons
Das Raumordnungsverfahren wird nach derzeitigem Stand noch im Jahr 2023 abgeschlossen sein. Danach würde das Planfeststellungsverfahren folgen, in dem die Auswirkungen noch detaillierter untersucht werden. Erst in diesem Projektvorplanungsabschnitt wäre ein Bürgerbeteiligungsverfahren verpflichtend. Daher kommen Fragen nach möglichen Entschädigungen laut Herrn Urioste „noch einen Schritt zu früh.“ Doch das Unternehmen setzt auf frühzeitige Kommunikation mit den Bürgern vor Ort, sodass die KSL auf dem Informationsmarkt dieses Gesprächsangebot auf freiwilliger Basis machte. Die Ergebnisse aus dem Bürgergespräch wolle man bereits jetzt in den Planungsprozess mit einfließen lassen. Geplanter Baustart für die Anlage ist im Jahr 2031.
Blas Urioste (KSL): „Ich nehme mit, dass wir die Gespräche vertiefen müssen und weiter Lösungen für die Fragen der Bürger produzieren werden. Die Lagerstätte hat hier eine sehr lange Geschichte, die in den 1950/60er Jahren bereits erkundet wurde. Die Region hat schon eine Bergbautradition und könnte diese in Zukunft im Zuge der Energiewende verknüpfen. Kupfer ist dabei ein zentrales Produkt.“
Bürgermeisterin Christine Herntier blickt ebenfalls hoffungsvoll in die Zukunft: „Spremberg kann entscheidend für die europäische Versorgung mit dem wichtigen Rohstoff Kupfer werden“ und versprach weitere Gesprächsangebote für und mit den Bürgern zu diesem Thema. Denn der Infomarkt in Haidemühl war nur der „Auftakt zu einem Prozess.“
Info:
Als deutsche Tochter des Bergbauunternehmens Minera profitiert die Kupferschiefer Lausitz GmbH von mehr als 60 Jahren Erfahrung in der Exploration von Lagerstätten und dem Betrieb von Minen, Bergwerken und Hütten in Europa und Südamerika. Der Schwerpunkt von Minera liegt auf den Metallen Kupfer und Gold.