Werkstätten der Wirtschaftsregion Lausitz geben grünes Licht für Baukonzept zum Aufbau der Universitätsmedizin in Cottbus
Die Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem (MUL – CT) wird zu einem Spitzenstandort für Lernende, Lehrende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Medizin, der Digitalisierung des Gesundheitswesens und der Gesundheitssystemforschung ausgebaut. Um für die baulichen Veränderungen der MUL – CT die finanziellen Voraussetzungen auf den Weg zu bringen, fand am 24. März eine werkstattübergreifende Sitzung der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH (WRL) statt. Vorgestellt wurden erstmals das Baustrukturkonzept sowie das architektonische Zielfoto. Es zeigt, wie der Campus der Universitätsmedizin einmal aussehen könnte.
pm / Jannis Simons
Dazu sind in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen in Gebäude und Technik vorgesehen. Das geht aus Baustrukturplanungen hervor, mit denen sich am vergangenen Montag vier Werkstätten der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) befasst haben. Es war das erste Mal in der Geschichte des Werkstattprozesses, dass vier Werkstätten gemeinsam ein Votum erarbeitet haben. Das Ergebnis: Grünes Licht. Mit diesem positiven Votum kommen die Pläne zur abschließenden Bewertung in die Interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) Lausitz.
In diesem Jahr habe die MUL – CT bereits die ersten zehn Professuren ausgeschrieben, der Bund hat kürzlich seine Förderzusage über 1,2 Milliarden Euro für den Aufbau der Forschung mit einem Bescheid bekräftigt. „Jetzt geht es mit ersten Entscheidungen zum Bau weiter. Das ist der erste Schritt, weitere werden folgen, versichert Brandenburgs Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle.“
Der Lausitz-Beauftragte des brandenburgischen Ministerpräsidenten, Dr. Klaus Freytag, sagte anlässlich des Werkstattgesprächs: „Mit der Medizinischen Universität entsteht ein einzigartiger Campus in Cottbus, der mit spannenden architektonischen Lösungen die Geschichte der Region aufgreifen wird und zentraler Baustein der Modellregion Gesundheit ist. Mit der Unimedizin sichern wir die Zukunft für eine gute und verlässliche medizinische Versorgung im ganzen Land. Die Forschung wird maßgeblich zur Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitssystems beitragen.“
Mit den aus Mitteln des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen geförderten Forschungsbauten sowie den landesgeförderten Lehrbauten entsteht ein zukunftsweisender Campus mit Strahlkraft in die Region: Sie stärken die Daseinsvorsorge, fördern wissenschaftliche Innovationen, sichern Ausbildungs-, Arbeits- und Studienplätze und eröffnen neue wirtschaftliche Perspektiven für die Region. Die MUL – CT wird damit einer der großen Leuchttürme des Strukturwandels in der Lausitz. Das entwickelte Raumprogramm umfasst eine Nutzfläche von 39.700 m² Nutzfläche, die die Anforderungen moderner Medizindidaktik, universitärer Krankenversorgung und Forschungsinfrastruktur verbindet.
So könnte der Campus der Medizinischen Universität Lausitz einmal aussehen:
Ringförmiger Campus geplant
Die MUL – CT wird mit den geplanten Neubauten deutlich wachsen. Unter Integration der Bestandsgebäude wird nach derzeitiger Planung ein ringförmiger Campus entwickelt. In dem zu errichtenden Science Center verbinden sich Räumlichkeiten für die Spitzenforschung der klinischen Fächer mit der Forschungsinfrastruktur für die Bereiche Gesundheitssystemforschung und Digitalisierung des Gesundheitswesens. Damit sollen künftig die medizinische Forschung mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Telemedizin sowie eine auf den neuesten medizinischen und pflegerischen Entwicklungsstand gehobene Krankenversorgung unter einem Dach verknüpft werden.
„Herzstück“ des Campus
Das Medical Education Center als innovatives und bundesweit einzigartiges Lern- und Lehrzentrum im Herzen des neuen Campus soll der zentrale Anlaufpunkt für Studierende und Auszubildende werden. „In hochmodernen Konferenzbereichen, Seminar- und Trainingsräumen sowie Simulationszentren mit besonderen Kommunikationszonen wird neben den Studierenden und Auszubildenden auch das medizinische, pflegerische und therapeutische Personal geschult und weitergebildet“, sagt Prof. Dr. Ulrike Gutheil, Gründungsvorstand Universitärer Strukturaufbau. Ein Neubau soll sogar einen Sportplatz auf dem Dach tragen.
Zwei großzügige Grünanlagen – der nördlich gelegene Patientengarten und der südlich gelegene studentische Campus – dienen als Erholungsflächen für Patientinnen und Patienten, Angehörige, Mitarbeitende sowie Studierende und Lernende. Es sei das erklärte Ziel, einen universitären Campus zu entwickeln, der auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. „Aus der Lage der Universität an der Hauptverkehrsachse Thiemstraße leiten sich die städtebaulichen Gestaltungsprämissen des Areals ab. Das Gelände soll eine hohe Aufenthaltsqualität und neben den Grünflächen auch Freiräume für sportliche Aktivitäten sowie Lernräume bieten. Speiseversorgungseinrichtungen runden die Gestaltung ab“, steht es in der Projektbeschreibung des Bauvorhabens geschrieben. In einem ersten Schritt sollen die Neubauten, die Medizinische Akademie und zusätzliche Bereiche der universitären Krankenversorgung errichtet werden. Bereits im Herbst 2026 sollen die ersten Studenten immatrikuliert werden, wofür es anfangs noch eine Übergangsphase geben wird.
Der Zug rollt jetzt und kann nicht mehr gestoppt werden
Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Vorstandsvorsitzender der MUL – CT erklärte gegenüber dem STARK für die LAUSITZ des WochenKurier: „Wir haben heute praktisch den Startschuss erlebt für die Bauaktivitäten, die wir als Medizinische Universität Lausitz als Bauherren selbst verantworten. Der Zug fährt jetzt und rollt.“ Und wie Prof. Ulrike Gutheil meint: „Wenn er einmal rollt, kann er nicht mehr gestoppt werden.“ Dass es acht Monate nach dem Beginn der Gründung der Medizinischen Universität Lausitz heute schon so ein architektonisches Zielfoto, einen ersten Entwurf, wie der Universitäts-Chef ausdrücklich betonte, gäbe, sei toll. „Wenn wir nach diesem Werkstattprozess jetzt zügig zu einer Einigung mit dem Bund bzw. dem Bundesfinanzministeriums kommen, wie das mit der Finanzierung weitergeht, hoffe ich, dass wir noch in diesem Jahr mit den ersten Aktivitäten im weiteren Planungsprozess oder aber auch mit ersten vorbereitenden Baumaßnahmen beginnen können“, äußerte Prof. Nagel erwartungsfroh.
Regionale Wirtschaft möchte mitbauen
Nach dem positiven Votum der Werkstätten meldeten sich die auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus und die Handwerkskammer (HWK) Cottbus mit einem klaren Appell zu Wort: „Wir begrüßen sehr, dass es jetzt mit einer großen Geschwindigkeit beim Bauprojekt vorangeht. Aus Sicht der IHK und der HWK Cottbus muss die regionale Wirtschaft bei den Neubauten für die Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem unbedingt mit ins Boot. Dazu sind wir im Gespräch mit der Universitätsleitung“, so André Fritsche, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus.
Der Neubau und die damit einhergehende technische Ausstattung des MUL-CT werde die Bausumme des Cottbuser DB-Instandhaltungswerkes von einer Milliarde Euro noch einmal übertreffen und damit wertmäßig das bedeutsamste Einzelprojekt im Rahmen des Strukturwandels in der brandenburgischen Lausitz sein. Über 50 Unternehmen aus der Region seien beim Bau des DB-Instandhaltungswerkes eingebunden, heißt es im Pressestatement der beiden Wirtschaftskammern. „Auch bei der neuen Medizinuni wünschen wir uns, dass regionale Betriebe zum Zug kommen und von den Entwicklungen profitieren“, betont Manja Bonin, Hauptgeschäftsführerin der HWK Cottbus. Für die beiden Kammern gehe es jetzt um das Wie. Dr. Klaus Freytag versicherte im Austausch mit den Kammern zu sein, um die regionale Wirtschaft dabei bestmöglich einzubinden.
Info:
„Die werkstattübergreifende Sitzung und deren konsensuales Votum waren ein wichtiger Schritt, um ein gemeinsames Verständnis für die Bedeutung dieses Projekts zu schaffen und Synergien für die gesamte Lausitz zu identifizieren. Diese Investition in Bildung, Forschung und Gesundheit ist ein klares Bekenntnis zur Zukunftsfähigkeit der Lausitz und ein wichtiger Beitrag zum Strukturwandel der Region“, heißt es in der Pressemitteilung der WRL. Das Vorhaben ist – wie jedes andere investive Projekt – Teil des Werkstattprozesses im Strukturwandel unter der Leitung der WRL.
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