Task Force Bahnstandort Cottbus als Treiber sämtlicher Schienenprojekte im Lausitzer Strukturwandel?
Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke und die Vorständin für Digitalisierung und Technik der Deutschen Bahn (DB) AG, Daniela Gerd tom Markotten, zeigten sich nach knapp zweijähriger Zusammenarbeit sehr zufrieden mit den Ergebnissen der „Task Force Bahnstandort Cottbus“. Der Strukturwandel auf der Schiene geht ihrer Meinung nach voran. Zum Stand der Dinge.
Jannis Simons / pm
In Cottbus wächst Deutschlands modernstes Instandhaltungswerk für ICE-Züge. Darin werden komplette Züge der ICE-4-Flotte gewartet. Mit heute schon 450 Mitarbeitenden und Auszubildenden ist es eines der Leuchtturm-Projekte im Lausitzer Strukturwandel. Nachdem die kleinere „Halle 2“ in Rekordgeschwindigkeit gebaut und Anfang des Jahres zwei Jahre früher als geplant in Betrieb genommen werden konnte, werden weitere 750 Mitarbeitende und Auszubildende mit der noch deutlich größeren „Halle 1“ folgen. Die Inbetriebnahme dieser Halle mit diversen Nebengebäuden sei für das Jahr 2026 geplant. Bis dahin sollen somit insgesamt rund 1.200 neue Arbeits- und Ausbildungsplätze entstehen.
Mehr als 50 Firmen aus Cottbus und der Region waren bereits am Bau der „Halle 2“ beteiligt. Auch beim weiteren Bau der „Halle 1“, wofür es Anfang März den symbolischen ersten Spatenstich gab, hat die regionale Wirtschaft die Chance, als Nachunternehmer zu profitieren. Darüber informierten die Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus, die Handwerkskammer (HWK) Cottbus und die DB vor knapp fünf Wochen in einem Pressegespräch in Cottbus, der WochenKurier berichtete. Mehr Informationen dazu hier.
„Durch unsere gute Zusammenarbeit mit der Bahn in den vergangenen knapp zwei Jahren haben wir Tempo in die Planungs- und Genehmigungsprozesse sowie den Bau rund um den Verkehrsknotenpunkt und das Bahnwerk Cottbus gebracht. Hier greifen alle Räder ineinander. Wir dürfen jetzt nicht nachlassen. Es gibt noch viel zu tun“, plädiert Woidke für die Fortführung dieser Zusammenarbeit drei Monate vor der Landtagswahl in Brandenburg.
Die Task Force unter der Leitung von Woidke und Gerd tom Markotten wurde im November 2022 zur Begleitung des Baus des neuen ICE-Instandhaltungswerkes im Rahmen der Lausitzer Strukturstärkung sowie weiterer Schienenprojekte zwischen Berlin und Cottbus ins Leben gerufen. Mehrere brandenburgische Minister, Vertreter des Bundesverkehrsministeriums und der DB waren Teil dieses Gremiums, dessen fünfte Sitzung am vergangenen Montag die letzte dieser Legislaturperiode war.
Bau des Bahnwerks in Rekordgeschwindigkeit
Woidke betonte: „In den vergangenen zwei Jahren haben wir mithilfe der kurzen Kommunikations- und Entscheidungswege im Rahmen der Task Force den Strukturwandel in der Lausitz auf der Schiene deutlich beschleunigt. Der Ausbau des Schienenverkehrs auf dem Korridor Berlin – Cottbus – Görlitz hat mit der Erweiterung des wichtigen Verkehrsknotens Bahnhof Königs Wusterhausen bereits begonnen. Die Elektrifizierung der Strecke Cottbus – Görlitz ist angeschoben und mit der Einigung über die Baufinanzierung steht dem zweigleisigen Ausbau des Streckenabschnitts Lübbenau – Cottbus hoffentlich nichts mehr im Weg. Unser zentrales Leuchtturmprojekt, auf das wir mit Stolz blicken, ist das hochmoderne ICE-Bahnwerk Cottbus, das in Rekordgeschwindigkeit gebaut wird.“
Gerd tom Markotten bilanzierte: „Die Entwicklung am Bahnstandort Cottbus ist eine herausragende Team-Leistung. Gemeinsam mit der DB haben Bund und Land, Städte und Landkreise, Unternehmen und die Menschen in der Lausitz die Weichen in Richtung Zukunft gestellt: Die Bahnstrecken in der Lausitz werden ausgebaut zu einem leistungsfähigen Korridor Berlin–Görlitz und weiter zu unseren polnischen Nachbarn. Mit den bereits laufenden und geplanten Baumaßnahmen ist Cottbus damit künftig optimal an das Fernverkehrsnetz sowie nach Sachsen und Polen angebunden.“
Grundstein für 30-Minuten-Takt zwischen Cottbus – Berlin
Im Januar 2023 hatten sich die Verkehrsministerien von Bund und Land sowie die DB InfraGO AG im Rahmen der Förderung des Strukturwandels in der Lausitz auf die Finanzierung der Erweiterung des Nordbereichs (Nordkopf) Bahnhof Königs Wusterhausen geeinigt. Dieser Bahnhof ist für den Personenverkehr und die Anbindung des Hafens Königs Wusterhausen an den Schienengüterverkehr ein wichtiger Verkehrsknoten der Region. Das Bauvorhaben setzte damit den Grundstein für den Ausbau auf dem Korridor Berlin – Cottbus – Görlitz (-Breslau). Der Bau verlaufe planmäßig. Die Inbetriebnahme sei für 2026 vorgesehen, heißt es in der Pressemitteilung der Staatskanzlei Brandenburg.
Die Task Force hat sich zudem mit dem wohl wichtigen Lausitzer Schieneninfrastrukturprojekt, dem Ausbau des Abschnittes zwischen Lübbenau – Cottbus, beschäftigt. Im Dezember 2023 konnte die Finanzierungsvereinbarung für die Realisierung des zweigleisigen Ausbaus unterzeichnet werden. Die Fertigstellung ist für Ende 2027 geplant. „Damit wollen wir einen ersten Grundstein für einen 30-Minuten-Takt zwischen Cottbus und Berlin legen“, so DB-Vorständin tom Markotten. Es wird mit Kosten in Höhe von etwa 265 Millionen Euro gerechnet. Um den Prozess für diese beiden bedeutenden Vorhaben zur besseren Verkehrsanbindung der Lausitz zu beschleunigen, ist das Land Brandenburg mit Planungsleistungen in Höhe von mehr als 12 Millionen Euro in Vorleistung gegangen.
Lausitzer Wirtschaft fordert(e) noch mehr Tempo
Anlässlich der „Schieneninfrastrukturkonferenz Lausitz“ der Industrie- und Handelskammern (IHK) Cottbus und Dresden mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Niederlausitz Anfang Juni machten sich zuletzt 75 Partner der Lausitzer Wirtschaft gemeinsam stark für mehr Tempo beim Ausbau der versprochenen Schienenprojekte im Rahmen des Strukturwandels. Dabei drängte das Bündnis „Planungsstart Schienenausbau Lausitz jetzt!“ mit einem Forderungspapier auf den umgehenden Start der bereits 2020 im Strukturstärkungsgesetz zugesagten Infrastrukturmaßnahmen Schiene. Dazu wurde ein gemeinsames Forderungspapier unterzeichnet, das durch einen offenen Brief an die Bundesregierung und an die Deutsche Bahn herangetragen wurde.
Nur eine Woche später überbrachte Conrad Clemens, Staatssekretär der sächsischen Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaates Sachsens beim Bund im Rahmen des Revierstammtisches der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung in Hoyerswerda dann exklusiv die frohe Botschaft, dass die Planungen für die schon lange versprochenen Schienenprojekte im Lausitzer Strukturwandel, allen voran für die die Strecke: Berlin – Cottbus – Weißwasser – Görlitz – Breslau (Polen), endlich beginnen können. Er sprach von einem „Durchbruch“, dass bei der Sitzung des Bund-Länder-Koordinierungsgremiums erzielt werden konnte, der hoffen lässt, dass die genauen Planungen durch Finanzierungszusagen noch in diesem Sommer für besagte Strecke und sieben weitere Projekte beginnen können. Das Statement Clemens zu diesem Thema kann hier noch einmal angesehen werden.
Konkret geht es dabei um folgende Projekte, bei der jedoch noch immer auf die erste Unterschrift des Bundesverkehrsministers in Berlin gewartet wird.
- Berlin – Cottbus – Görlitz (IC-Schnellzugfähig)
- Berlin Grünau – Königs Wusterhausen
- Bahnhof Königs Wusterhausen (2. Ausbaustufe inklusive eines zweiten neuen Regionalbahngleises)
- Cottbus – Dresden, einschließlich Knoten Ruhland und Gütergleisanbindung an die BASF
- Graustein – Spreewitz (inkl. Verbindungskurve zum Industriepark Schwarze Pumpe + LEAG-Gleisnetz)
- Cottbus – Leipzig
- Cottbus – Forst
- Guben – Gubin
Zumindest scheint aber eine gewisse Dynamik in einige dieser Projekte gekommen zu sein: Die Elektrifizierung und der zweigleisige Ausbau des Abschnittes Cottbus – Görlitz, aber auch die Elektrifizierung der Strecke Cottbus – Forst stehen vor dem Planungsbeginn. Die dafür notwendige Zeichnung der 2. Änderungsvereinbarung zwischen dem Bund und der Deutschen Bahn werde in Kürze erwartet, heißt es vonseiten der Brandenburger Regierung.
Frühjahrsausgabe „STARK für die LAUSITZ“ 2024 überall zu finden
Anfang Mai erschien die neueste Ausgabe unseres STARK für die LAUSITZ-Magazins. Diesmal im Fokus: Der Landkreis Bautzen und seine Leuchtturmstädte Bautzen, Kamenz, Hoyerswerda und Bischofswerda. Natürlich werfen wir darin aber auch wie immer einen Blick auf Aktuelles vom Strukturwandel in Brandenburg rund um die Boomtown Cottbus. So beeindruckte z.B. der Sonderausschuss Strukturentwicklung der Brandenburger Landesregierung den Ausschuss für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie im Landtag Nordrhein-Westfalen mit seinen Berichten über die Fortschritte im Lausitzer Revier, getreu dem Motto: „Brandenburg zeigt, wie es geht“.
STARK für die LAUSITZ ist frei erhältlich in vielen regionalen Auslagestellen in der Ober- und Niederlausitz und online als E-Paper hier.
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