Lausitzer Strukturwandelprojekt mit touristischer Strahlkraft – Spreewelten plant Erlebniswelt in Lübbenau
Grünes Licht für weitere Strukturwandelprojekte mit einem Investitionsvolumen von rund 131 Millionen Euro: Die Interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) Lausitz der Brandenburger Landesregierung hat kürzlich vier Projekten die Förderwürdigkeit im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes bescheinigt. Diese können nun die Förderanträge bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg einreichen. Ein Projekt mit besonderer touristischer Strahlkraft soll dabei in Lübbenau im Spreewald entstehen.
pm/jas
In Lübbenau soll der alte Lokschuppen, der seit mehr als 26 Jahren leer steht, wieder zum Leben erweckt werden. Im „Zentrum für regionale Erzeugnisse“ (ZFRE), dessen Name zunächst unspektakulär klingt, soll sowohl Einheimischen als auch Touristen einiges geboten werden. Auf dem rund 12.000 Quadratmeter großen Grundstück soll eine Erlebniswelt der besonderen Art entstehen – mit spreewaldtypischen Produkten zum Verköstigen vor Ort, zum Erwerben und zum Spielen. Ja, richtig gehört – auf überdimensionalen Pflanzen und Blättern soll geklettert und getobt werden können. Speziell geht es dabei vor allem um die weit über die Grenzen der Lausitz bekannte Spreewaldgurke, die das zentrale Merkmal des ZFRE sein soll. Projektkoordinator ist die Spreewelten GmbH. Der finanzielle Aufwand des Projekts wird auf rund 30 Millionen Euro beziffert. Rund 90 Prozent sollen davon mit Mitteln aus dem brandenburgischen Strukturwandeltopf finanziert werden.
Zwei Besucherbereiche sind geplant: Zur ersten soll eine Erlebnisgastronomie und eine Markthalle, in der alle Spreewälder Gurkenprodukte zu haben sein sollen, gehören. Esstische könnten hier in großen Gurkenfässern eingebaut werden (siehe Grafik). Zu diesem Besucherbereich soll auch eine „Gurkenakademie“ mit Eventküche, Veranstaltungsraum und Manufaktur, in der Besucher sich selbst Gurkengläser füllen können, zählen. Für diesen Bereich soll der Eintritt frei sein.
Grafik: dan pearlman & Spreewelten GmbH
Im zweiten Besucherbereich, wofür Eintritt fällig werden wird, plant die Spreewelten GmbH eine digitale Fantasiewelt mit interaktiven Wänden und einem multimedialen Tunnel. Beeindruckende optische Effekte sollen den Besuchern dabei die Geschichte über Herkunft, Herstellung und Bedeutung der Gurke und anderen Spreewaldprodukten näherbringen. Um ein ganzjähriges Erlebnis zu schaffen, sollen im Innen- und Außenbereich Erlebnisorte geschaffen werden, verriet Spreewelten-Marketingleiter Steven Schwerdtner. Ein optisches Highlight wird der Outdoor-Spielbereich, der einem Gurkenfeld nachempfunden werden soll. Pflanzen und Blätter sind dabei überdimensional groß, dass man auf ihnen klettern und spielen kann. Eine rund 30 Meter große Riesenpflanze könnte als Eye-Catcher weit über Lübbenau hinausragen. „Es soll die ‚Mutter aller Gurkenpflanzen‘ werden, die eine zentrale Rolle für das Storytelling der Idee dahinter spielt“, macht Schwerdtner neugierig. Rutschen, Fahrgeschäfte und dergleichen sind Teil des Konzeptes.
Vorbild: Karls-Erlebnisdörfer
Einigen wird dieses Konzept sicherlich bekannt vorkommen. Karls-Erlebnis-Dörfer an der Ostsee oder bei Berlin, bei denen die Erdbeere im Mittelpunkt steht, verfolgen ein ähnliches Konzept, das bei Touristen sehr beliebt ist. Der alte Lokschuppen, den die Stadt Lübbenau vor zehn Jahren gekauft und für dessen Sicherungsmaßnahmen rund eine Million Euro ausgegeben hat, bietet aufgrund der Lage im touristischem Spreewald ebenfalls beste Voraussetzungen. So ist das Industriedenkmal nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt und nah an der Autobahn gelegen. Partner der Spreewelten GmbH bei dem Megaprojekt ist die „dan pearlman Erlebnisarchitektur GmbH“ aus Berlin, die schon bei der Umgestaltung des Spreeweltenbads dabei waren.
Grafik: dan pearlman & Spreewelten GmbH
Die Spreewelten GmbH werde in den nächsten Monaten nach Planern für das Vorhaben suchen und damit die komplette Baubetreuung übernehmen. Dabei ergibt sich aus der Investitionshöhe die Notwendigkeit einer europaweiten Ausschreibung. Das bezieht sich neben den Planern auch für alle weiteren Vergabemaßnahmen. Gemeinsam mit den neuen Planern wird noch in diesem Jahr aus der Konzeption eine konkrete Planung. Ziel sei es, den Fördermittelantrag noch in diesem Jahr an die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) zu stellen. Hierbei werden genaue Untersuchungen und Festlegungen zum Betreiberkonzept, der Angebotsvielfalt, den technischen Anlagen, dem Energiekonzept, dem Denkmalschutz, den Kooperationsmöglichkeiten und der Personalstruktur erfolgen. „Die aktuelle Konzeption hat sich mit vielen dieser Inhalte bereits beschäftigt. Nun müssen die einzelnen Maßnahmen mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel abgeglichen werden“, so der Spreewelten-Marketingchef. Die Prüfung und Bewilligung des Förderantrags durch die ILB sollte dann also nur noch Formsache sein.
Kooperationen mit heimischen Gurkenproduzenten
Bereits im Vorfeld sind viele Gespräche mit den regionalen Gurkenerzeugern geführt worden, um ihnen das Projekt vorzustellen und Beteiligungsmöglichkeiten zu besprechen. Eine Zusammenarbeit mit dem Spreewaldverein, dem Deutschen Institut für Raumfahrttechnik und weiteren Interessenten seien angestrebt. Der Ort werde demnach von einer großen Vielfalt geprägt werden. „Die wichtigste Prämisse ist hierbei die hohe Regionalität, das Schaffen kurzer Wertschöpfungsketten und der Erhalt kulturell bedeutender Wirtschaftszweige. Das ZFRE soll für Unternehmen und Vereine aus der Region ein Schaufenster und Absatzort sein. Bei sämtlichen Gesprächen hat eine hohe Bereitschaft zur Zusammenarbeit bestanden und die Vorfreude auf dieses Projekt ist sehr groß war“, erklärt Schwerdtner.
Info
Diese drei weiteren Strukturwandelprojekten hat die IMAG Mitte März die Förderfähigkeit im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes bescheinigt:
In Spremberg wird durch den Ausstieg aus der Kohleverstromung das Wasserwerk Schwarze Pumpe außer Betrieb gehen. Der Wasserverband Lausitz (WAL) plant daher ein Trinkwasserverbundsystem Lausitzer Revier. Vorgesehen ist unter anderem, Fernleitung und Druckerhöhungsstationen neu zu bauen, Leitungsabschnitte zu modernisieren und Aufbereitungskapazitäten zu erhöhen. Gesamtinvestition des Projekts: rund 15 Millionen Euro.
Für eine Lausitzer Recyclinganlage für kommunalen Klärschlamm sind rund 62 Millionen Euro vorgesehen. Für das Projekt kommen aktuell noch mehrere Standorte in Frage. Mit dem Projekt soll die Aufbereitung von Klärschlamm erstmals modellhaft angegangen werden. Ziel ist eine neuartige Wertstoff-Rückgewinnung als Kreislaufwirtschaft.
Die „Fabric Lausitz“ soll als Technologiezentrum für Leichtbau-Anwendungen das Projekt „SpreeTec neXt“ in Cottbus ergänzen. Mit einem Aufwand von rund 24 Millionen Euro soll dabei in der Grenzstadt Forst (Landkreis Spree-Neiße) eine Infrastruktur für kleine und mittlere Unternehmen geschaffen werden, die Produkte und Prozesse im Bereich Fasern und Leichtbau entwickeln. Im Rahmen von „SpreeTec neXt“ erforschen die Brandenburgische-Technische Universität Cottbus-Senftenberg und die Fraunhofer-Gesellschaft mit mehr als 70 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft klimafreundliche Prozesse zur Energieerzeugung.