Grandioser Auftakt für die „Junge Lausitz“
Paul Samelke / jas
Ende der vergangenen Woche fand das große Kick-Off-Meeting der Jungen Lausitz im neuen Gründungszentrum Startblock B2 in Cottbus statt. Dem Aufruf waren viele engagierte junge Leute mit den unterschiedlichsten Backgrounds gefolgt, die aber eins vereint: Sie wollen die Lausitz nicht im Stich lassen und die positiven Geschichten aus der Region in den Vordergrund rücken.
„Wir müssen nach außen hin so stark sein, wie wir es hier auch sind“, appellierte Paul Samelke, eines der Gründungsmitglieder der „Jungen Lausitz“, gleich zu Beginn der Auftaktveranstaltung im gut gefüllten Saal des Startblocks B2. Rund 35 junge Lausitzerinnen und Lausitzer, die die Region im Strukturwandel nicht im Stich lassen, sie nicht aus den Augen verlieren oder sie sogar maßgeblich mitgestalten wollen, waren dem Aufruf des neuen Netzwerks, der auch vom WochenKurier vielfach geteilt wurde, gefolgt. In Ihrer Eröffnungsrede legte die Initiatorin Laura Staudacher mit Auszügen von bundesweiten Presseartikeln dar, welch ein mieses Image die Region teilweise hat und wie sie das zukünftig verändern möchte. Dabei zeigte sich bereits im Saal, wie vielfältig die Lausitz eigentlich ist. Vertreter aus mehreren politischen Jugendparteien und gesellschaftlichen Organisationen wie Gewerkschaften oder Auszubildendenräte, Mitglieder von Interessensverbänden wie die Domowina, Kulturschaffende, junge Unternehmer, Rückkehrer und Zuzügler – sie alle waren gespannt, was die Junge Lausitz genau vorhat. „Eins gab es in der Region bisher noch nicht: eine junge, vereinte Stimme“, äußerte Lars Katzmarek, Techniker bei der LEAG, aber viel mehr bekannt als Rapper „Lars“ („Unsere Perspektive“), womit er deutlich machte, dass er große Hoffnungen in dieses neue Netzwerk setze.
„Ich hätte nie gedacht, was es für eine positive Struktur in der Lausitz gibt“
Nach der Eröffnung konnten die Anwesenden beim „Open Mic“ selbst ans Mikro treten, um sich und ihre Verbindung zur Lausitz sowie ihre Ideen für die Region im Wandel kurz vorzustellen. Max Hassatzky, ehrenamtlich engagiert im Bundesvorstand der Domowina, sieht den Vorteil darin, dass sich dieses Netzwerk nach dem „Bottom-up-Prinzip“, also von der Basis heraus, entwickeln kann. „So eine diverse Basis, die versucht eine Vision zu schaffen und eine Kampagne zu starten, kann viel erfolgreicher sein, als jedes Projekt, das von oben initiiert wird“, ist der Dissener überzeugt.
Für Anna Diesner, Jura-Studentin in Heidelberg, sei eine verbesserte berufliche Perspektive für die Zukunft sehr wichtig. „Ich liebe es von meiner Heimat zu erzählen, wie man zum Beispiel Gurkenschnaps während einer Kahnfahrt im Spreewald trinkt und ich wünsche mir, eines Tages wieder in die Lausitz zurückzukehren.“ Ihr fehlte bis dato ein jugendlicher Spirit in der Heimat, wie es ihn laut ihr in Heidelberg bereits gäbe.
Martin Friedrich gab an, dass er der Lieben wegen nach Cottbus gekommen sei. „Ich bin beruflich viel rumgekommen in Bayern, Berlin oder Potsdam und ich hätte nie gedacht, was es für eine positive Struktur hier bereits in der Lausitz gibt“, so der gebürtige Berliner, der dementsprechend noch viel Potenzial für die weitere Entwicklung der Region sieht.
Ricarda Budke, Landtagsabgeordnete der Grünen und Mitglied des Sonderausschusses Strukturentwicklung Lausitz, berichtete aus eigener Erfahrung, dass Gremienarbeit nicht immer „sexy“ sei. Deswegen finde sie es klasse, dass dieses Projekt bei so vielen jungen Leuten erst einmal auf so ein großes Interesse gestoßen ist und ihnen eine starke Stimme verleihen kann.
„Bevor ich hierher kam, war der Plan: So schnell wie möglich wieder weg“
Lasse Nordhoff aus Recklinghausen bei Dortmund kam wegen seines Architekturstudiums an der BTU Cottbus-Senftenberg in die Lausitz und gab offen zu: „Als ich hierher kam, war der Plan: So schnell wie möglich wieder weg. Mittlerweile schwindet dieser Plan immer mehr, weil ich merke, dass hier was passiert und die Lausitz noch attraktiver werden kann.“ Selbst als Zuzügler hoffe er, dass die Junge Lausitz noch viel mehr Menschen davon überzeugen kann. Ebenfalls zu Wort kamen junge Gewerkschaftsvertreter, die vor allem für die Stärkung der Ausbildungsberufe in der Region warben. Medien- und Kulturschaffende brachten schon erste Ideen für die geplante Imagekampagne ein.
Dieser Abend war ein sehr gelungener Auftakt für die Junge Lausitz, fand auch Frontrunnerin und Vorsitzende des Vereins, Laura Staudacher: „Ich bin total happy, dass wir mit unserem Projekt und unseren Ideen dahinter schon so viele andere junge Leute aus der Region begeistern konnten.“ Viele der Teilnehmenden blieben noch nach dem offiziellen Teil und tauschten sich beim „Get-together“ schon intensiv aus. Die Außendarstellung der Lausitz muss sich verändern, waren sich alle Anwesenden einig.
„Uns geht jetzt darum, die vielen Interessierten in unsere zwei Projektschienen einzubinden. Einerseits starten wir am 25. April mit den Zukunftswerkstätten, wo wir einen jungen Forderungskatalog an die Politik erarbeiten werden und andererseits geht es jetzt los mit der Erarbeitung einer Imagekampagne von der jungen Zielgruppe für die junge Zielgruppe“, blickt Staudacher bereits voraus. Deutlich wurde vor allem eins: Die jüngere Generation hat die Lausitz nicht abgeschrieben und ist bereit, mit Tatendrang die Region durch den Strukturwandel zu führen. Das gibt Hoffnung für alle Menschen vor Ort und kann vielleicht sogar ein Modellbeispiel für andere strukturschwache Regionen in Deutschland sein.
Mehr Information zur Jungen Lausitz und zu zukünftigen Veranstaltungen: www.instagram.com/jungelausitz
Info:
Die „Junge Lausitz“ ist ein überparteiliches Netzwerk, das junge Menschen motivieren möchte, über die Zukunft der Region mitzuentscheiden und sie maßgeblich mitzugestalten. Dafür soll zunächst ein Forderungskatalog an die Politik erarbeitet und eine moderne Imagekampagne gestartet werden, damit die positiven Geschichten aus der Lausitz in die breite Öffentlichkeit hinausgetragen werden. Damit sollen nicht nur junge Menschen hier gehalten, sondern auch neue Arbeitskräfte in die Region geholt werden.
Fotos: Sebastian Karas / Simons