Erste Wasserstoff-Tankstelle der Lausitz entsteht in Cottbus
Am vergangenen Donnerstag konnte Cottbusverkehr ein Projektschild am Standort seines Betriebshofes in Cottbus-Schmellwitz enthüllen, was den offiziellen Projektstart der ersten Wasserstofftankstelle der Lausitz darstellt. Es war das erste Vorhaben, das im Rahmen de Strukturwandels zusammen mit der Wirtschaftsregion Lausitz qualifiziert wurde. Die ersten Busse werden bereits Ende dieses Jahres erwartet – die Fertigstellung der Tankstelle aber erst im nächsten Jahr anvisiert. Wie die Übergangslösung und die genauen Pläne aussehen.
Jannis Simons
Es war eines der ersten, wenn nicht sogar „das“ erste Projekt im Lausitzer Strukturwandel, das auf sich aufmerksam gemacht hat. Auf alle Fälle war es das erste Projekt, bei dem ein kommunaler mit einem privatwirtschaftlichen Partner kooperiert hat. Bereits in den Jahren 2017/2018 liefen die ersten internen Projektplanungen im Hause Cottbusverkehrs, wie Geschäftsführer Ralf Thalmann in seiner Rede am vergangenen Donnerstag verkündete. Neben dem langen Testen alternativer Busse zu den herkömmlichen Dieselfahrzeugen stand vor allem die Partnersuche auf der Agenda, die mit der LEAG letztlich erfolgreich abgeschlossen wurde. Fast parallel trat 2020 das Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen in Kraft, sodass im Dezember 2021 bereits der erste Fördermittelbescheid für die Tankinfrastruktur in Höhe von rund 7,5 Millionen Euro übergeben werden konnte. Im August 2022 erhielt Cottbusverkehr dann das entscheidende Puzzleteil, den Förderbescheid für die Wasserstoffbusse. Dieser Projektbestandteil mit dem Namen „Klimaneutraler ÖPNV“ wird im Rahmen der Förderrichtlinie Bus/Schiene des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr mit insgesamt rund 3,1 Millionen Euro gefördert. Im Frühjahr 2023 besiegelten die LEAG, Cottbusverkehr und die Stadt Cottbus im Beisein der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) mit einem unterschrieben Vertrag endgültig die Kooperation für das kommende Mobilitätsmodell sowie die erste Wasserstofftankstelle in der Lausitz, was das Modellvorhaben konkret machte.
Nach nun rund 140 Jahren wird in Cottbus der Verbrennungsmotor im ÖPNV nun schrittweise verabschiedet und ein neues und vor allem „grünes“ Zeitalter eingeläutet werden, heißt es in der Pressemitteilung des Verkehrsunternehmens. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Bauarbeiten für die Tankstelle auf der freien Fläche, wo aktuell nur ein schwarzer Amphibienzaun und seit vergangener Woche das Projektschild für die Wasserstoff-Tankstelle zu sehen sind, beginnen. Mitte 2025 wäre dabei mit einem Betriebsbeginn zu rechnen. Nach einer europaweiten Ausschreibung erhielt die Moviatec GmbH aus Leipzig den Zuschlag als Bauunternehmen.
Den Wasserstoff wird ein Elektrolyseur mit einer Leistung von einem Megawatt liefern, der im Auftrag der LEAG direkt in der Nähe errichtet wird. Die Anlage werde aus regionalem grünen Strom 105 Tonnen Wasserstoff im Jahr herstellen, womit mit bis zu 16 Busse pro Tag getankt werden können. Dabei wird die Tankstelle in Modulbauweise gebaut werden, die eine Erweiterung möglich macht. Auch dafür laufen aktuell noch die Genehmigungsverfahren. Das Energieunternehmen rechnet ebenfalls mit einem Baubeginn noch in diesem Jahr und mit dem Start der Produktion pünktlich zur Inbetriebnahme der Wasserstofftankstelle. Rund 10 Millionen Euro beträgt die Gesamtinvestition für Tankstelle und Elektrolyseur, wobei rund 8,4 Millionen Euro aus Fördermitteln bereitgestellt werden. Während der laufenden Genehmigungsverfahren für die notwendige Infrastruktur, ist die Ankunft der ersten sechs Wasserstoff-Busse schon Ende 2024 geplant.
Wasserstoff-Busse aus Nordirland begeistern Fahrer
Nach einer Reihe von Bus-Testungen machte letztlich der Bushersteller Wrightbus aus Nordirland das Rennen und überzeugte mit seinem Wasserstoffmodell. Bei einem Test auf dem Betriebshof von Cottbusverkehr und im Stadtverkehr habe er selbst bei tiefsten Temperaturen von bis zu Minus 10 Grad Celsius hervorragend performt. „Der Fahrer wollte ihr gar nicht mehr zurückgeben“, berichtet Ralf Thalmann. Cottbusverkehr wird 11 und die Tochtergesellschaft Spree-Neiße-Cottbusverkehr 35 Wasserstoffbusse von Wrightbus beziehen. Damit wird Cottbus nach Rostock die zweitgrößte Wasserstoff-Busflotte in Deutschland haben. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Ballymena (Nordirland) ist Marktführer in Großbritannien und der am schnellsten wachsende Bushersteller im Bereich Nullemission. „Unsere ersten Brennstoffzellenbusse werden wir noch im vierten Quartal 2024 übergeben. Mit dem Aufbau eines grünen Wasserstoff-Clusters hier im
Braunkohlerevier Lausitz wird ein Ökosystem geschaffen, in dem Wasserstoff als klimaneutraler Energieträger im ÖPNV alle Vorteile ausspielen kann“, so Whrightbus-CEO Jean-Marc Gales.
Wie sieht die Übergangslösung ohne Tankstelle aus?
Sechs Busse des nordirischen Herstellers sollen demnach noch Ende 2024 in der Lausitz eintreffen, erzählt Thalmann beim Pressetermin. Doch wie sollen diese getankt werden, wenn noch nicht mal sicher ist, wann der Bau der Tankstelle, geschweige denn des Elektrolyseurs genau starten wird? Diese Zeit soll mit einer mobilen Tankstelle überbrückt werden. Der Cottbuser Beigeordnete und Leiter des Geschäftsbereiches Finanzmanagement, Wirtschaftsentwicklung & Soziales sagte am Rande der Projektschild-Enthüllung: „Die Wasserstoffbusse sind genauso wirtschaftlich wie die Dieselbusse ohne Förderung.“ Das ganze Projekt sei aus seiner Sicht „ein Meilenstein im Aufbau der Wasserstoff-Region-Lausitz.“
Die Strategie der Wasserstoffregion sieht vor, dass in der Zukunft auch in jedem anderen Landkreis der brandenburgischen Lausitz Wasserstofftankstellen sowie Elektrolyseure zu finden sein können, ohne dass jeder Landkreis ein gänzlich neues Konzept dafür erstellen muss. Ziel sei es, eine breite Vernetzung im ÖPNV mit verschiedenen Anbietern zu generieren. Dieses Netz aus Wasserstofftankstellen und Elektrolyseuren ist ein zentrales Projekt im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes. „Ohne Wasserstoff keine Energiewende! Deshalb gilt: Die Zukunft gehört den Regionen, die zeitnah die Wasserstofftechnologie einführen. Die Lausitz spielt diesbezüglich in der Champions League“,
heißt es vonseiten der WRL um Geschäftsführer Heiko Jahn. Aus dessen Haus heißt es: „Bislang war die Wasserstoffregion Lausitz ein recht abstrakter Begriff. Mit der Wasserstoffproduktion, der dazugehörigen Wasserstofftankstelle und der kommenden Nutzung in wasserstoffangetriebenen Bussen in Südbrandenburg wird sie erstmals erlebbar. Damit beginnt ein neues Kapitel in der Lausitz.“
„STARK für die LAUSITZ“ erscheint im Mai 2024 wieder
Im Mai 2024 erscheint wieder die nächste Printausgabe unseres STARK für die LAUSITZ-Magazins. Diesmal im Fokus: Der Landkreis Bautzen und seine Leuchtturmstädte Bautzen, Kamenz, Hoyerswerda und Bischofswerda. Bald schon frei erhältlich in vielen regionalen Auslagestellen in der Ober- und Niederlausitz und online als E-Paper unter www.stark-fuer-lausitz.de.
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