Drebkau – Welzow – Neupetershain: Region im Dreiklang der Lausitz
Gelegen in direkter Nachbarschaft zum noch aktiven Tagebau, zwischen Lausitzer Seenland und Spreewald sind Drebkau (Drjowk) und Welzow (Wjelcej) im Landkreis Spree-Neiße und die Gemeinde Neupetershain (Nowe Wiki) im Oberspreewald-Lausitz-Kreis unmittelbar vom Strukturwandel betroffen. Um ihre Ressourcen zu bündeln und zielgerichtet den Herausforderungen in der Lausitz zu begegnen, erarbeiten die drei Kommunen aktuell eine gemeinsame Strategie. Die Institut für Neue Industriekultur – INIK GmbH unterstützt sie dabei und führt Handlungsansätze und Schlüsselprojekte in einem Regionalen Entwicklungskonzept zusammen.
Aus der Herbstausgabe des STARK für die LAUSITZ-Magazins 2024
Ziel ist es, die Lage der drei Orte zwischen den größeren Städten der Region und den verschiedenen Landschaftsräumen als Standortvorteil zu nutzen, mit interkommunalen Projekten zur kulturellen und sozialen Vielfalt und Gerechtigkeit beizutragen sowie mit nachhaltiger Wirtschaft einen Mehrwert für die gesamte Region zu schaffen. Dabei werden drei strategische Eckpfeiler verfolgt: Das Vermitteln der Standortvorteile unter dem Punkt „DazwischenDrin“, das effektive Nutzen der „Kultüröffner“ sowie „Erneuerbare Einnahmen“ durch und aus den vorhandenen (Gebiets-)Flächen.
Projekte, wie der Aufbau zweier Industrie- und Gewerbegebiete, zum einen in Drebkau und Neupetershain („Lausitztrasse“) und zum anderen auf dem Verkehrslandeplatz in Welzow, mit einer Gesamtfläche von ca. 800 Hektar, des Energieparks Drebkau-Altdöbern oder eines Übergabebahnhofs in Neupetershain sollen gemeinsam vorangetrieben und eng miteinander verknüpft werden. Im Bereich Kultur und Tourismus sollen z.B. die Bahnhöfe in Drebkau und Neupetershain und deren Umfeld zu Türöffnern in der Region werden.
Freiräume als das Gold der Region
Und „DazwischenDrin“? DazwischenDrin gilt es, gleichstellungsorientiert, interkulturell und modern zu kommunizieren, um neue Generationen und andere Zielgruppen in die Region zu locken. Jüngere Frauen z.B., die bisweilen besonders häufig aus der Region abwandern, sollen frühzeitig angesprochen und nach ihren Bedürfnissen befragt werden, um ihr Interesse für die Region zu stärken und sie damit hier zu halten. „Es reicht nicht, nur eine gute Bahnanbindung und günstige Mieten zu haben“, meint Projektleiter Dr. Lars Scharnholz von der INIK GmbH und verweist auf
Schulen und Kitas sowie spannenden Jobperspektiven für alle Geschlechter. Gleichzeitig sei es wichtig, die vielen Freiräume der drei Kommunen neu zu denken und sie zu bewahren, um Menschen aus Großstädten anzuziehen, die sich nach Ruhe, Grün und Freiheit sehnen.
Weg vom Kirchturmdenken
Am Ende geht es für die zwei Bürgermeister und den Neupetershainer Amtsdirektor darum, vorhandene Einrichtungen zu stärken sowie Ansiedlungen, Entwicklung von attraktiven Wohnbereichen, Schaffung von Sport-, Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten, Tourismus, Marketing im Verbund nach vorne bringen. Zur Steuerung dieses Prozesses bildeten die drei Partner eine Arbeitsgemeinschaft, die das INIK begleitet. Ganz wichtig: Dieser Prozess soll sich selbst tragen und durch Einnahmen aus „Erneuerbaren“ finanziert werden. „Es geht nicht nur um Windkraftanlagen“, macht der Drebkauer Bürgermeister Paul Köhne deutlich. „Bergbau-Erben“, wie z.B. Gebäude und bestehende Infrastruktur, für die Entwicklung natürlicher Rohstoffe nutzbar machen und für Forschungsprojekte und deren Mehrwert, Akzeptanz in der breiten Bürgerschaft zu schaffen – all das sind Themen nachhaltiger Wirtschaft, die die drei Partner gemeinsam angehen. „Jetzt wird aus ehemaligen Tagebauflächen Neuland und das können wir gestalten“, so Köhne.
Kleinen Kommunen wie Drebkau, Welzow und Neupetershain fehlte bis dato meist das Personal oder der Eigenanteil, um sich Strukturwandelgelder zu sichern. Birgit Zuchold, Frank Neubert und Paul Köhne haben es verstanden, nun im „Dreiklang“, weg vom Kirchturmdenken, ihren Interessen mehr Gewicht im Kampf um Fördermittel zu verleihen.
Vom Verfall zum Treffpunkt – Neues Leben für Neupetershainer Bahnhof
In den Planungen der drei Kommunen Drebkau, Welzow und Neupetershain spielt die Sanierung und Wiederbelebung des Bahnhofsareals in Neupetershain eine große Rolle. Der „Neupetershainer Geschichten e.V. – Jetzt sind wir mal dran!“ hat sich dieser Aufgabe angenommen.
2021: Der Bahnhof beginnt einzustürzen. „Hier müssen wir etwas machen“, war die Initiative von Steffen Soult und einer Gruppe von Menschen, die durch viele Gespräche, Bürgerversammlungen und Dialoge sowie Einreichung einer Projektidee bei der Wirtschaftsregion Lausitz Gestalt annahm. Im folgenden Jahr begannen gemeinsam mit der Deutschen Bahn die Bemühungen, das Grundstück aus dem bestehenden Privatbesitz eines Österreichers zu erwerben.
Nach der Unterzeichnung des Notarvertrages zum Erwerb des Bahnhofes Ende 2023 in Landau am Bodensee, kam es Anfang 2024 schließlich zur lang ersehnten Grundbuchumschreibung auf den Verein. In diesem Jahr startete der Verein bereits das erste Teilprojekt: den Umbau einer ca. 650 m2 großen Fläche zu einer „Wiese für Alle“. Der Verein möchte bis Ende des Jahres die Fläche parkähnlich umgestalten. Dabei entstehen u.a. zwei Tiny Wälder, eine Lounge und eine gepflasterte Bühnenfläche. Tore und neue Zäune, Beleuchtung, Wasseranschlüsse sowie zahlreiche Anschaffungen von Technik etc. runden dieses Projekt ab. Im Frühjahr 2025 folgen ein Sandkasten und die Sanierung einer 50 m langen Mauer zu den Gleisen.
Die Eröffnung ist mit einem Studiokonzert im Sommer 2025 geplant. Kulturelle Veranstaltungen wie Sommerkinonächte und Flohmärkte stehen auf der Agenda. Wie der Name schon sagt, soll die Wiese am Bahnhof allen zur Verfügung, etwa für Grillabende, Kindergeburtstage oder sämtliche Vereinsaktivitäten.
Aktive Mitstreiter willkommen
Aktuell bemüht sich der Verein um die Bauwerkssicherung durch ein provisorisches Dach. Das erfordere jedoch erhebliche finanzielle Anstrengungen, die noch nicht gesichert sind. Daneben gehen die Aufräumarbeiten weiter, begleitet von zahlreichen Aktivitäten, wie z.B. dem Dreh eines Films. „Fast jede Woche kommen neue Leute, die sich für das Projekt interessieren“, erzählt der Vereinsvorsitzende Steffen Soult. Dafür werden Büro- und Lagerräume gebraucht. „Wir müssen schauen, dass wir die Region in Entwicklung bekommen.“ Und damit meint der vor sieben Jahren zugezogene Sachse das Gebiet von Drebkau, Welzow und Neupetershain. „Wenn wir bei Projekten, wie der Entwicklung des Verkehrslandeplatzes Welzow oder der Lausitztrasse Drebkau/Neupetershain zügig vorankommen, werden wir auch beim Bahnhofsprojekt weitere Fortschritte machen, ist sich Soult sicher, der als Strukturwandelverantwortlicher der Stadt Welzow an diesen Projekten arbeitet.
1.000 Pendler möglich
Laut einer Studie können um die 1.000 Menschen an diesem Bahnhof täglich aus- und einsteigen, wenn die Wirtschaftsprojekte zum Tragen kommen und der Bahnhof seine Rolle als Empfangsort unterstreicht. Nach Abschluss des Teilprojekts „Wiese für Alle“ wird der Aufbau einer Mobilitätsstation für Fahrräder angegangen. Dazu werden bereits Gespräche mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) geführt. Bezüglich der Umgestaltung des Bahnhofsgebäudes hüllt sich Soult, der zugleich stellvertretender Bürgermeister in Neupetershain ist, noch in Schweigen und macht neugierig: „Tolle Ideen gibt es bereits. Da sie noch niemand umsetzt, bleibt da aber noch der Deckel drauf“.
Selbstverständlich sollen Dinge wie Toilette und Aufenthaltsbereiche für Reisende sein. Mit anderen privaten Bahnhofsprojekten wie in Drebkau (Spree-Neiße) und Ortrand (Oberspreewald-Lausitz) ist man im Austausch. Gemeinsame Events entlang einer Bahnstrecke könnten möglich sein.
„Aktive Mitstreiter sind herzlich willkommen!“ Treff ist immer 17 Uhr am ersten Mittwoch des Monats im City Hotel Welzow.
Ab sofort erhältlich – Herbstausgabe des „STARK für die LAUSITZ“-Magazins 2024
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