Die Lausitzer Füchse und der Traum einer internationalen Akademie in Weißwasser
In Weißwasser soll eine Sportakademie mit internationaler Strahlkraft entstehen. Noch ist das eine Idee. Eine vor einigen Wochen gestartete Petition soll helfen, daraus Wirklichkeit werden zu lassen. Was alles geplant ist, warum von diesem Projekt die ganze Region profitieren und sich dadurch auch die Ärztesituation in der Lausitz verbessern soll.
Tony Keil / jas
Die Lausitz steht vor einem großen Umbruch. Damit der Strukturwandel gelingt, braucht es neue Arbeitsmöglichkeiten, eine breit aufgestellte Wirtschaft und ein attraktives Lebensumfeld. »Um diese Ziele zu erreichen, müssen auch neue (Bildungs)wege gegangen werden. Deswegen soll am Eishockey-Traditionsstandort Weißwasser eine internationale, nachhaltige Bildungs- und Sportakademie errichtet werden«, heißt es in der Petition »SPORTalsVISION«, die Ende Dezember von den Lausitzer Füchsen gestartet wurde.
Dirk Rohrbach, Geschäftsführer der Lausitzer Füchse, engagiert sich seit über vier Jahren für dieses Zukunftsprojekt und bittet nun um breite Unterstützung. »Wir benötigen jetzt die Unterstützung aus allen möglichen Bereichen im In- als auch Ausland für das gesetzte Ziel von über 20.000 Unterschriften. Es geht nicht mehr um eine Vision, sondern um einen erfolgreichen Start des Projektes«, sagt Rohrbach.
Dieses Projekt besteht aus mehreren Bausteinen. Entstehen sollen eine internationale Bildungs- und Sportakademie inklusive Internat mit Schwerpunkt auf (Eis-)Sport, ein Sportzentrum für alle (also sowohl Profi- als auch Breitensport) bestehend aus einer Zweifeldhalle und einer Kalthalle für Eissport und eine Mehrzweckarena als Treffpunkt mit Angeboten rund um Sport und Gesundheit, also zum Beispiel Physiotherapie, Sportmedizin und Fitnessstudio. Außerdem sieht das Projekt auch eine energetische Sanierung der bestehenden Eishalle und die touristische Entwicklung der Umgebung vor.
Machbarkeitsstudie läuft
Auf den Weg gebracht wurde die Petition gemeinsam von den Lausitzer Füchsen, dem ES Weißwasser und der Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz (ENO). Parallel dazu läuft auch eine erste Machbarkeitsstudie. Die Studie war zuvor ausgeschrieben worden. Den Zuschlag erhielt die actori GmbH. Die Münchner sind laut ihrer Website das »führende Beratungsunternehmen in den Bereichen Kultur, Bildung und Entertainment«, bringen 18 Jahre Erfahrung mit und haben bereits weit über 300 Projekte betreut. Die Arbeiten an der Studie begannen im Januar und werden im Sommer abgeschlossen sein. Nach Abschluss und Auswertung sollen die Ergebnisse »zu Teilen öffentlich gemacht werden«, wie die Lausitzer Füchse auf Nachfrage mitteilen. Danach werden auch erste Schätzungen zu einem möglichen Zeitplan und den Kosten vorliegen. Außerdem wird auch untersucht, welche Fördertöpfe für das Projekt infrage kommen.
Vorteile auf und neben dem Eis
Für den Eissport in Weißwasser würde die Akademie natürlich große Vorteile bringen. Einerseits gäbe es eine zusätzliche Eisfläche, die dann zur Verfügung stünde. Für die vorhandene Fläche gibt es jetzt schon den 1,8-fachen Nutzungsbedarf. Außerdem würde die Einheit zwischen Schule und Sport wiederhergestellt werden. »Im Moment gibt es da überhaupt kein Zusammenarbeiten. Der Nachwuchs muss seine Eis- und Trainingszeiten vollständig auf den Nachmittag- und Abendbereich legen«, sagt Dirk Rohrbach. Die neue Sporthalle würde außerdem die Option bieten, dort das Athletik-Training durchzuführen. »Zurzeit gibt es auch speziell in den Wintermonaten keine Möglichkeit, diese Off-Ice-Einheiten zu trainieren.«
Enorme positive Wirkung würde die Sportakademie natürlich auf die Nachwuchsarbeit haben. Denn durch die dann optimalen Trainingsbedingungen würde der Standort eine größere Strahlkraft entwickeln und mehr Nachwuchsspieler in die Glasmacherstadt locken. Das macht sowohl qualitativ als auch quantitativ ein effizienteres Training möglich. Damit könnte der Verein dann auch internationale Spieler in seine Arbeit integrieren. Schaut man auf den aktuellen Kader, dann hat Marlon Braun den Sprung aus dem eigenen Nachwuchs zu den Profis der Lausitzer Füchsen geschafft, wenn auch über den Umweg Berlin. Eine Akademie würde natürlich auch die Chance erhöhen, dass mehr Spieler in Weißwasser den Sprung zu den Profis schaffen und nicht vorzeitig den Club wechseln. In den vergangen 12 Jahren haben rund 40 Talente den Verein verlassen und anderswo ihr sportliches Glück gesucht. »Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass zumindest gefühlt die Bedingungen anderswo als besser eingestuft werden«, so Dirk Rohrbach und ergänzt: »Wir wollen, dass Spieler aus ganz Europa die Chance sehen, sich hier auszubilden zu lassen.«
Warum braucht es die Petition?
An der Petition, die bis 1. Mai läuft, kann man im Internet direkt auf der Website der Lausitzer Füchse oder über diesen Link hier teilnehmen. Man kann aber auch analoge Unterschriftenlisten, die im Hockeyfuchs Lausitz ausliegen, nutzen. Auf www.openpetition.de findet man ebenfalls Listen, die ausgedruckt und unterschrieben werden können.
Aber warum braucht es die Petition überhaupt? Sie soll Oberbürgermeister Torsten Pötzsch als Unterstützung dienen. »Wir wollen damit den Entscheidungsträger signalisieren, dass es sich nicht nur um ein paar Hockeyverrückte handelt, die diese Vision umsetzen wollen, sondern, dass viele, viele Menschen den Mehrwert für die Region erkennen und uns unterstützen wollen«, so Dirk Rohrbach. Die Lausitzer Füchse benötigen pro Saison aktuell einen Gesamtetat von 3,7 Millionen Euro. Mit 15.500 Einwohner ist »Hockeytown« Weißwasser damit die kleinste Profistadt in der deutschen Eishockey-Liga 2, die sich mit einer großen Begeisterung absolut konkurrenzfähig zeigt, womit Rohrbach die Einzigartigkeit der Füchse und ihrer Bedeutung in und für die Region noch einmal hervorhebt.
Tourismus, Kultur, Ärztesituation – Die ganze Region soll profitieren
Das nicht nur der Eissport erheblich profitieren würde, davon ist er überzeugt. »So eine internationale Akademie würde weitreichende Vorteile für die gesamte Region und ihre Bewohner im Norden des Landkreises mit sich bringen.« Dazu zählt er die Ansiedlung von qualifizierten Fachkräften und die Verbesserung der gesamten Arbeitsmarktsituation. Auch das Gesundheits- und Sportangebot würde sich für alle verbessern. Außerdem würde sich aus Sicht des Füchse-Chefs auch die Ärztesituation am Standort entspannen. »Mit jungen Leistungssportlern zu arbeiten, motiviert Ärzte sich hier in der Region niederzulassen«, ist Rohrbach überzeugt. Diese stünden dann natürlich allen Bürgerinnen und Bürger für die ärztliche Betreuung zur Verfügung. Außerdem hätte man wieder umfangreichere Freizeitangebote für Familien und Vereine. Denn die Sportstätten stünden eben auch anderen Vereinen zur Verfügung und in der Multifunktionsarena wären auch Kulturangebote, also beispielsweise Konzerte und andere Events, möglich. Denkbar sind auch ein Bowlingcenter und die Einbindung eines Sportmuseums. »Auch ein Bergbau- oder gar das Glasmuseum könnte ich mir am Standort vorstellen«, sagt Dirk Rohrbach. Kurzum: Es soll eine echte Begegnungsstätte für alle Lausitzerinnen und Lausitzer und darüber hinaus werden. Er verspricht sich von der Akademie auch eine Zunahme an Übernachtungsangeboten in der Stadt und damit auch eine bessere Auslastung touristischer Angebote im Umland. Und nicht zuletzt könnte es auch erweiterte Angebote bei der Kinderbetreuung geben. »Ich denke da auch an mehrsprachige Bildung im Kindergarten- bzw. Vorschulalter. Diese internationale Schule wäre auch für weitere Zukunftsprojekte im Rahmen des Strukturwandels in der Lausitz enorm wichtig«, sagt der Füchse-Geschäftsführer.
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