Brandenburger Innovationscluster Wasserwirtschaft holte Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen aus ganz Deutschland nach Finsterwalde
Ende September veranstaltete das Innovationscluster Wasserwirtschaft Brandenburg in Finsterwalde (Landkreis Elbe-Elster) einen Zukunftskongress. Das Innovationscluster mit Sitz im Süden Brandenburgs hat sich seit dem Gründungsjahr 2022 zum Branchennetzwerk der Wasserwirtschaft mit europaweiter Ausrichtung entwickelt. Das Ziel des Kongresses war das Zusammenführen von Wasserwirtschaft, Wissenschaft und Wirtschaft und die Unterstützung einer effizienten und datensicheren Kommunikation und Zusammenarbeit der Branche. Über 70 Vertreter von Unternehmen und Institutionen aus ganz Deutschland waren der Einladung gefolgt.
C.M. Schwab
„Es geht uns um existenzielle Themen. Wir brauchen echte Innovationen, um auf diesem Gebiet weniger Gefahren aufkommen zu lassen und mögliche Krisen besser bewältigen zu können. Wasserversorger brauchen Partnerunternehmen und Dienstleister, um auf die zukünftigen Herausforderungen, die sich bereits heute ankündigen, entscheidend vorbereitet zu sein“, so Thomas Ebert. Der Geschäftsführer der Schönborner Armaturen GmbH Doberlug-Kirchhain ist Initiator des Innovationsclusters WasserWirtschaft. „Die Digitalisierung ist für die Wasserwirtschaft kein Selbstzweck. Es geht darum, sinnvolle Lösungen zu erkennen und in die Praxis zu bringen.“
Entsprechend war das Programm des Zukunftskongress geplant. Es referierten Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft über Netzbetriebe der Zukunft, wassersensible Stadtentwicklung, wasserbezogene Forschungsprojekte, aber auch über Perspektiven von nachhaltigen Kommunikationswegen und Wissenstransfer.
So stellte beispielsweise das österreichische Unternehmen Kronlachner die Ermittlung von Lecks im Leitungssystem durch die satellitengesteuerte Analyse realer Feuchte im Erdreich vor. Die Firma 3S Antriebe präsentierte automatisierte Armaturen, die datensicher per Mobilfunk gesteuert werden können.
Reallabor Trinkwasser vorgestellt
Kongress-Initiator Thomas Ebert stellte das Projekt „Reallabor Trinkwasser“ vor. Entwickelt wird das Modell eines Trinkwasserverteilnetzes, welches im Auszug dem typischen Netz einer Stadt entspricht. „Das wird europaweit Anziehungskraft haben“, ist Ebert überzeugt. Die Basis dafür wird ein Wassernetz von einem Kilometer Länge sein, wo die Funktion von Material, Armaturen, Monitoring-Systemen usw. unter unterschiedlichen Bedingungen getestet wird. Da geht es u.a. um die Ausbreitung der Quagga-Muschel, die aus Amerika eingeschleppt wurde, unmerklich wächst und schließlich die Armaturen und Leitungen zusetzt.
„Oder die Auswirkung des demografischen Wandels auf das Trinkwassernetz – im ländlichen Raum wird immer weniger verbraucht, was dazu führt, dass das Wasser länger im Leitungsnetz steht und sich deshalb qualitativ verschlechtert“, führt Ebert weiter aus. „Im Gegensatz dazu ziehen immer mehr Menschen in städtische Ballungsräume, wodurch eine Überlastung der Netze vorprogrammiert ist. Oder der Klimawandel – die Wasserrohre liegen zumeist unter Straßen. Längere und stärkere Sonneneinstrahlung auf den Asphalt führt zu einer Temperaturerhöhung des Trinkwassers, was eine verstärkte Keimbildung begünstigt.“ Ein Reallabor dieser Dimension gibt es europaweit noch nicht, sind sich die Experten auf dem Kongress einig. Nun werden dazu Partner aus Wirtschaft, kommunalen Betrieben und Wissenschaft gesucht. Auch eine Betreibergesellschaft wird perspektivisch nötig sein.
Hartnäckigkeit nötig, um dranzubleiben
Marie-Theres Husken (Foto), stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft und Referentin Energie, Nachhaltigkeit, Mobilität und Logistik beim Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) nahm ebenfalls am Kongress teil: „,Dass Mittelständler selbst das Heft in die Hand nehmen, ist der Kern des Unternehmertums. Deswegen gibt es auch immer wieder solche Leuchtturm-Projekte, die einen Mehrwert nicht nur für den gesamten Mittelstand, sondern auch die gesamte Gesellschaft schaffen. Das Engagement von Schönborner Armaturen ist herausragend, was das konkrete Instrumentarium und die Hartnäckigkeit betrifft, dranzubleiben.“
„Vom Schreibtisch aus lässt sich das nicht einschätzen.“
Christoph Maschek, Verbandsvorsteher Wasserverband Lausitz, bestätigt das: „Auch in unserer Branche ist das Hauptproblem die Bürokratie. Wir brauchen eine Vereinfachung von Genehmigungsprozessen. Es ist teils unglaublich, mit welchen Auflagen wir beispielsweise beim Leitungsbau in Bergbaufolgelandschaften zu tun haben. Natur- und Artenschutz ist notwendig.
Aber auf einem Boden, der quasi wieder bei Null anfängt, damit es überhaupt wieder etwas Schützenswertes gibt, sollten andere Regeln gelten als auf in Jahrhunderte gewachsenen Arealen. Seitens der Behörden wäre es hilfreich, sich mal in der Realität anzuschauen, um welchen Ort es sich handelt. Vom Schreibtisch aus lässt sich das nicht einschätzen.“
Alle müssen sich bewegen
An allen Themen kann nur gemeinsam gearbeitet werden, betont Veranstalter Thomas Ebert. Er macht zugleich darauf aufmerksam, dass man sich hier auf einem sensiblen Gebiet befindet. Wasserwirtschaftliche Entscheidungen trifft man nur auf Basis von konkreten Daten, die nicht nur aus wirtschaftlich-finanziellen Gründen geschützt werden müssen. „Wir haben es mit kritischer Infrastruktur zu tun. Kann diese manipuliert werden, haben wir es mit einer Gefahr für Leib und Leben zu tun. Deshalb legen wir auch auf solche Themen wie Kommunikationssicherheit wert. Es geht schließlich um den Erhalt und effektiven Einsatz einer der wichtigsten Ressourcen – das Trinkwasser. Die Bedingungen dafür ändern sich. Deshalb müssen sich auch alle, die damit zu tun haben, ändern, bewegen, um zukunftsfähig zu bleiben.“
Der nächste Zukunftskongress ist für September 2026 geplant.
www.innovationscluster-wasserwirtschaft.de
www.schoenborner.com