Bekommt Luckau einen Gesundheitsterminal?
Bündnis informiert in der Kulturkirche Luckau über Projekte zur Verbesserung der ländlichen medizinischen Versorgung in der Lausitz
Am vergangenen Dienstag fand das 10. com(m) 2020 Bündnistreffen in der Modellkommune Luckau statt. Über 35 Bündnispartner folgten der Einladung. Es ging um Projekte, die die ländliche medizinische Versorgung verbessern sollen. Luckau will dabei eine Vorreiterrolle übernehmen.
Jannis Simons
com(m) 2020 ist das Bündnis für kommunale Innovationen in der Gesundheitsversorgung der Lausitz. Dass die Bündnisregion durch den Strukturwandel ihre traditionelle Industriewertschöpfungskette einbüßt, ländlich geprägt ist, die Gesundheitsversorgung durch die Aufgabe von Landarztpraxen, die nicht nachbesetzt werden können, zunehmend ausgedünnt wird und aktuell viele Fachkräfte fehlen – diesen Herausforderungen möchte das Bündnis entgegentreten. Bärbel Rademacher, zuständig für administrative Projektleitung/Strategieentwicklung bei com(m) 2020: „Wenn jemand eine coole Idee hat, ihm dafür aber die notwendigen Ärzte fehlen, die so etwas umsetzen, versuchen wir diese Ideen zu qualifizieren.“
In der Kulturkirche Luckau wurden zwei Projekte aus dem Bündnis vorgestellt. Es ging zum einem um die Sicherung der Fachkräfteentwicklung sowie um die Nachfolge in Arztpraxen im ländlichen Raum. Im zweiten Projekt ging es um den digitalen Fußabdruck einer Arztpraxis und wie verschiedene Digitalisierungsmaßnahmen den Praxen einen Nutzen bieten. Eingebunden wurden dabei auch Apotheken, ambulant tätige Ärzte, ambulant tätige Zahnärzte, nicht-medizinisches Fachpersonal.
Frau Rademacher gab einen Ausblick für kommende Projekte, die demnächst vom Bündnis und deren Partnern beim Beirat eingereicht werden. Themen sind die Nachwuchsgewinnung durch Praktikantenakquise, technische Möglichkeiten für ältere Menschen, sodass sie möglichst lange im heimischen Umfeld bleiben können, und technische Innovation, wie z.B. Ultraschallgeräte die in der häuslichen Umgebung, im Rettungswagen oder an den unterschiedlichsten Orten eingesetzt werden können.
Medizinische Versorgung ohne Arzt vor Ort
Dr. Ing. Steffen Ortmann, Leiter der Thiem-Research GmbH, das als 100%-ige Tochter des Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums alle Forschungsaktivitäten bündelt und woran das com(m)-Bündnis angesiedelt ist, spricht dabei von Projekten, die „außerhalb der gängigen Versorgungsstruktur gedacht“ werden. So ist u.a. ein Gesundheitsterminal in Gespräch mit valider Medizintechnik, die Patienten nutzen und dort z.B. den Blutdruck messen können, ohne dass eine medizinische Fachkraft direkt vor Ort sein müsse. „Gerade in den ländlichen Regionen, in denen es 20 bis 30 Kilometer bis zur nächsten Arztpraxis sind, bringt so ein Standpunkt, wo Ärzte digital zugeschalten und Rezepte telemedizinisch ausgedruckt werden können, große Vorteile“, so Dr. Ortmann. Zwei bis drei Prototypen sollen in der Lausitz entstehen, wobei Luckau gerne zwei von diesen „Terminals“ hätte.
Den finanziellen Rahmen für all diese Projekte und Projektideen bildet das Programm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Vorher werden die Projekte jedoch noch von einem Beirat begutachtet und bewertet hinsichtlich ihrer Passfähigkeit zur Strategie und ihrer Förderwürdigkeit. In der ersten „Wir“-Förderphase über drei Jahre stehen rund sieben Millionen Euro für ausgewählte Projekte der jeweiligen Bündnispartner zur Verfügung.
„Die Vielfalt der Vorhaben und Aktivitäten im Rahmen unseres Bündnisses zeugt von den Potenzial unserer Region“, sagt Romy Hoppe, zuständig für Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit des com(m) 2020-Bündnisses.