Bahnhof Drebkau bekommt neues Leben eingehaucht
Seit Jahren scheint der Bahnhof in der Großgemeinde Drebkau zu verfallen. Doch Björn Burow will diesem geschichtsträchtigen Ort eine ganz neue Identität geben.
Jannis Simons
Als Drebkauer war und ist mir, als Verfasser dieses Beitrags, der Bahnhof schon seit meiner Kindheit immer irgendwie präsent gewesen. Viele Male habe ich an den angrenzenden Bahnsteigen auf einen Zug oder als Kind auf meine zu Besuch kommende Oma gewartet. Einige Male bin ich am Bahnhofsgebäude schon vorbeigesprintet, wenn ich mal wieder zu spät dran war. Das Gebäudekomplex habe ich damals nur am Rande wahrgenommen, wenn es wieder neue Graffiti oder, eher gesagt, neue Schmierereien an den Wänden gab, die einem ins Auge gefallen sind. Jahrelang habe ich mich nicht wirklich interessiert, welche Geschichte hinter und vor allem in diesem historischen Gebäude steckt oder wie es drinnen wohl aussehen mag. Als ich auf Instagram das erste Mal auf einen Account aufmerksam geworden bin, der scheinbar neues Leben im besagten Bahnhof dokumentiert, wurde ich neugierig. Wer steckt dahinter? Was soll mit dem, auf dem ersten Blick von außen, sehr heruntergekommenen Bahnhofsgebäude passieren?
Herzensprojekt mit zweimaligem Anlauf
So verabredete ich mich mit Björn Burow, einem 42-jährigen Familienvater aus Klein Gaglow, dem der Drebkauer Bahnhof jetzt gehört. Im Frühjahr 2021 ist er im Internet auf das Komplex aufmerksam geworden. Er wurde schnell neugierig. Doch er konnte mit dem Makler zunächst keinen Termin vor Ort finden, sodass das Projekt scheinbar schon scheiterte, bevor es überhaupt beginnen konnte. Es gab plötzlich einen anderen Käufer, der den Kauf jedoch wieder rückabwickelte.
Wie es in der Liebe aber manchmal auch mehrere Anläufe braucht, sollte es im vergangenen Sommer schließlich ein Happy End oder, besser gesagt, den Start eines Herzensprojektes geben. Ungefähr ein viertel Jahr später fanden Björn Burow und der Makler dann nämlich einen gemeinsamen Termin. Im Gepäck hatte der gebürtige Vetschauer gleich ein paar befreundete Handwerker, die den Zustand des Gebäudes mit ihrer Expertise aus erster Hand beurteilen sollten. Schließlich „verliebte“ sich Björn Burow nach eigenen Worten in den Charme des Drebkauer Bahnhofes.
„Wollte noch einmal was zum Leben erwecken“
Das Gebäude wurde im Jahr 1912 gebaut. Bis Ende der 1990er Jahre soll es noch intensiv genutzt worden sein. Schon seit längerem passierte, abgesehen von den Vandalismus-Beschädigungen von außen, jedoch nichts mehr am und im Gebäude. Da es unter Denkmalschutz stehe, ist die geplante Sanierung eine ganz besondere Herausforderung, so Burow. So müssen u.a. die Originaltüren erhalten bleiben, die Empfangshalle auf mögliche Deckengemälde untersucht und die Originalfarbe der Fassade müsse bestimmt und wieder angebracht werden. Mit den Denkmalschutzbehörden befindet sich Bjöwn Burow nach eigenen Aussagen aber in einem guten Austausch. Seine Kontakte zu lokalen Handwerkern, die laut dem 42-Jährigen gerne bereit sind, etwas Gutes in und für die Region anzupacken, haben ihre Unterstützung bei diesem umfangreichen Bauprojekt schon zugesagt. Nach seinem abgeschlossenen Hausbau in Klein Gaglow wollte er einfach „noch einmal was zum Leben erwecken“, sagt er.
Ein Café samt Galerie, Ferienwohnungen und Co-Working-Spaces?
Pläne für ein ganz neues Nutzungskonzept des historischen Gebäudes samt Grundstück habe der Lausitzer zu genüge. In der Empfangshalle, wo einst Fahrkarten verkauft wurden, könnte er sich eine Galerie, ein Atelier oder eine Dauerausstellung vorstellen. Die Stadt Drebkau habe zum Beispiel ein riesiges Archiv, wofür aktuell noch die entsprechenden Räume fehlen. In der links angrenzenden ehemaligen Mitropa*-Gaststätte kann sich der Bahnhofsbesitzer ein Café vorstellen, was es in Drebkau schon seit Jahren nicht mehr gibt. Auch Räume für Vereine und sonstige Institutionen der Stadt für etwaige Versammlungen oder anderen Veranstaltungen würde das Gebäude hergeben. Wo einst der der Gepäck- und Fahrradraum war, könnten sogenannte Co-Working-Spaces entstehen. Dort könnten sich z.B. Kreativschaffende, Freiberufler und Selbstständige für eine gewisse Zeit einmieten.
Im Obergeschoss, wo sich drei Wohnungen befanden und bis zuletzt auch noch Räumlichkeiten durch den Vorbesitzer vermietet waren, will Björn Burow Ferien- und Mietwohnungen einrichten. Auf insgesamt rund 630 Quadratmetern Grundfläche, wobei Keller und Dachgeschoss noch nicht einmal mit eingerechnet sind, kann Björn Burow dabei seine Träume verwirklichen.
Grill- und Parkplätze auf Bahnhofswiese
Vor kurzem hat Björn Burow auch das kleine Back- oder Pförtnerhaus rechts neben dem großen Empfangsgebäude gekauft. Auch die bekannte Bahnhofswiese, auf der früher noch ein Wirtschaftsgebäude stand, ist im Besitz des kreativen Visionärs. Der Klein Gaglower will darauf Grillecken, Parkplätze und Stellplätze für Fahrräder, die aktuell nur wild an den umliegenden Zäunen abgestellt werden, anlegen. Auch an Ladesäulen für E-Autos wird bereits gedacht. Doch nicht nur Björn Burow hat einige Pläne im und am Bahnhofskomplex in Drebkau. Die Deutsche Bahn plane einen barrierefreien Zugang zum Bahnsteig. Baubeginn ist womöglich 2025, wenn die gesamte Bahnstrecke zwischen Cottbus und Dresden an mehreren Stellen erneuert werden solle.
Nach jahrelangem Still- und Leerstand scheint dem Drebkauer Bahnhof nun wieder neues Leben eingehaucht zu werden. Darüber kann sich übrigens bald schon jeder selbst ein Bild aus erster Hand machen und vielleicht die letzte Chance nutzen, das Gebäude in seiner Ursprungsform zu betrachten. Denn schon bald könnte sich das Bild vom Drebkauer Bahnhof von innen und außen entscheidend verändern.
Veranstaltungs-Tipp
Am Sonntag, den 11. September 2022, ist der Bahnhof Drebkau erstmalig beim Tag des offenen Bahnhofs am „Tag des offenen Denkmals“ mit dabei und wird von 10 bis 18 Uhr seine Türen für große und kleine Gäste öffnen. Die Stadt Drebkau wird im Erdgeschoss eine Ausstellung zur Bahnhofsgeschichte präsentieren und der Bahnhofsbesitzer Björn Burow wird Führungen durch die spannenden, unsanierten und gut erhaltenen Bahnhofsgemäuer durchführen. Auf der Wiese neben dem Bahnhof wird es Speis und Trank, ein Eismobil und eine große Hüpfburg geben. Auch der SV Einheit Drebkau wird mit einem Kuchenbasar vor Ort sein.
Mehr Infos unter:
*Die MITROPA war ein Unternehmen zum Betrieb von Schlaf- und Speisewagen sowie zum Betrieb von Bahnhofsgaststätten und Autobahnraststätten. (Quelle: Wikipedia)