Augen auf in Boxberg und der (Ober-)Lausitz: »Hier wird was!«
»Hier wird was!«, das ist die Botschaft, mit der das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung (SMR) den Menschen der Region zeigt, dass sich die Lausitz schon mitten im Strukturwandel befindet. Staatsminister Thomas Schmidt hat die neue Kampagne vergangene Woche in Boxberg/O.L. vorgestellt und das nicht ohne Grund. Denn dort entsteht ein weltweit einzigartiges Forschungszentrum für »schwarzes Gold«.
pm / Jannis Simons
Das Ministerium wirbt derzeit in der Region der Oberlausitz mit zahlreichen Großflächenplakaten. Darauf zeigt es Akteure verschiedener Strukturwandelprojekte mit landläufigen Klischees und Vorurteilen zur Entwicklung der Lausitz nach dem Kohleausstieg.
»Mit unserer Kampagne wollen wir den Lausitzerinnen und Lausitzern sagen: ›Hier entsteht etwas, Ihr könnt Zukunft gestalten und wir unterstützen Euch dabei.‹ Wir wollen als Ministerium nur begleiten und machen Engagement sowie tolle Projekte des Strukturwandels nun sichtbarer. Wir wollen zeigen, dass niemand die Region verlassen muss. Ganz im Gegenteil: Wir brauchen die Menschen hier. Denn kluge Köpfe und zupackende Hände werden die wichtigste Ressource sein.«
Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung
Die Kampagne »HIER WIRD WAS!« wirbt deshalb mit fünf Frauen und Männern, die alle auf ihre Weise mit eigenen Projekten die Strukturentwicklung in der Lausitz voranbringen und dabei auch negativen Meinungsbildern entschieden entgegentreten. Die Kampagne kostet 100.000 Euro und wird mit Geldern des Ministeriums finanziert. An rund 60 Standorten hängen die Großplakate – u.a.in Weißwasser, Hoyerswerda, Kamenz, Bischofswerda, Bautzen, Niesky oder Görlitz. Dabei gibt es die Plakate auch in sorbischer Sprache. »Die Kampagne soll vor allem also nach innen wirken«, erklärt Schmidt. Doch über Online-Verlängerungen, wie über YouTube mit den neu ins Leben gerufenen Kanal »HIERwirdWAS« und dem Instagram-Account des Ministeriums »smrsachsen« ist die Kampagne mit ihren Botschaften auch crossmedial über die Lausitzer Grenzen hinweg sichtbar.
Hier geht’s zum Kurzinterview mit Staatsminister Thomas Schmidt zum Kampagnenstart im Reel-Format auf unserem STARK für die LAUSITZ-Instagram-Account.
Weltweit einzigartiges Forschungszentrum in Boxberg
Nicht zufällig wurde als Präsentationsort der neuen Kampagne die Gemeinde Boxberg/O.L. gewählt: Hier soll eines der großen Leuchtturmprojekte des Lausitzer Strukturwandels, die »Carbon LabFactory Lausitz« – ein weltweit einzigartiges Forschungszentrum mit dem Schwerpunkt der Entwicklung »grüner« Carbonfasern, entstehen. Das Projekt wird gemeinsam durch Bund und Land unterstützt. Erforscht und neuentwickelt wird die Produktion vom Molekül bis zum marktfähigen Endprodukt.
Den USA und Australien voraus
Projektträger ist der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, der den Bau für das Institut für Strukturleichtbau der Technischen Universität (TU) Chemnitz umsetzt. Für das Projekt sind insgesamt 62,3 Millionen Euro, inklusive Anlagentechnik, geplant. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen zusammen mit ihrem brandenburgischen Pendant, dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (Carbon LabFactory Brandenburg), das weltweit dritte Forschungszentrum für kostengünstige, maßgeschneiderte und »grüne« Carbonfasern aufbauen. Das Forschungsspektrum der bisher führenden Einrichtungen in dem Bereich in Australien und den USA wird vom neuen Zentrum sogar übertroffen werden. Denn erstmals wird die Carbonfaserforschung ganzheitlich betrachtet, das heißt von der Erforschung der Carbonfaser aus nachwachsenden Rohstoffen und maßgeschneiderten Werkstoffen, also vom Molekül unterm Mikroskop bis zum nachgeschalteten textilen und kunststoffverarbeitenden Prozess im Pilotlinienmaßstab, dem Hochlesístungsbauteil.
In Boxberg/O.L. (Landkreis Görlitz) sollen also neue Wege für die Leichtbauwerkstoffe und -produkte der Zukunft sowie deren nachgeschaltete Prozesse erforscht werden. In den Unternehmensgründungen, Start-ups und neue Niederlassungen am Standort sollen Produkte bis zur Marktreife geführt werden. Herzstück der Carbon LabFactory Lausitz wird die »Carbonfaser-Pilotlinie«, bei der neue Technologiepfade für Carbonfasern forschungsseitig begleitet und bis zu industriellen Produktionsbedingungen erprobt werden.
Rund zehn bis 20 Personen bindet das Projekt in der Startphase bis 2026. Danach sollen rund 50 bis 60 Personen zur „Stammmannschaft“ gehören, wovon ungefähr 3/4 in der Forschung und ein 1/4 in der Technik beschäftigt sein werden. So wird das Forschungszentrum vor allem für Ingenieure, Verfahrenstechniker, Chemiker interessante Arbeitsperspektiven bieten. Leichtbauteile aus Carbonfasern werden aktuell beispielsweise im Automobilbau, im Bauwesen und in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt. »Überall dort, wo Gewicht eingespart werden muss, kann Carbonfaser ihren Beitrag leisten«, erklärt Dr.-Ing. Mario Naumann von der Technischen Universität Chemnitz, der Projektleiter und ebenfalls ein Gesicht der Kampagne ist. Das Potenzial des Werkstoffs sei aber noch deutlich größer, denn überall, wo es darum geht, ressourceneffizient und energieschonend zu arbeiten, werde diese Stoffzukünftig immer mehr von Bedeutung sein, ergänzt Naumann. Der Bau des Forschungszentrums soll 2025 starten. Ende 2026 soll der vollständige Forschungsbetrieb beginnen.
Staatsminister Thomas Schmidt zu dem Projekt:
»Wir brauchen neue Ideen und Technologien, um in der Zukunft bestehen zu können. So war es immer und so ist es auch jetzt. Auf den Innovations- und Erfindergeist der Sachsen war dabei immer Verlass. Die Carbon LabFactory Lausitz in Boxberg wird Sachsen zu einem der führenden Standorte der Carbonfaser-Forschung machen und damit bei der Schaffung zukunftsweisender Arbeitsplätze in der Region helfen.«
108 Projekte für die (Ober-)Lausitz
Der Strukturwandel in den sächsischen (Ober-)Lausitz ist in vollem Gange. 108 bestätigte Projekte gibt es, die sich in unterschiedlichen Phasen der Umsetzung befinden: Die für das Lausitzer Revier vom Regionalen Begleitausschuss ausgewählten 108 Projekte haben ein Fördervolumen aus Bundesmitteln von 1,05 Milliarden Euro. Sie befinden sich jetzt in verschiedenen Stadien der Planung und Umsetzung. Eine Übersicht bisher aller auf den Weg gebrachten Projekten findet ihr HIER.
Herbst-Ausgabe des STARK für die LAUSITZ-Magazins frisch erschienen
Die Sommerausgabe 2023 des „STARK für die LAUSITZ“-Magazins vom WochenKurier ist kürzlich erst erschienen, da kommt auch schon die Herbstausgabe 2023 „angerauscht“. Dieses Magazin ist von den Leuchtturm-Projekten des Landkreises Spree-Neiße sowie der Städte Forst, Guben und Spremberg geprägt. Viele tolle Jobchancen und -perspektiven sind darin auch zu finden! Natürlich werfen wir aber auch wie immer einen Blick auf aktuelle Entwicklungen in der Oberlausitz. Das alles haben wir unter dem Titel „Wandel durch Innovation“ auf 48 Seiten kompakt dargestellt. Hier geht’s zum kostenfreien E-Paper.