Aufbruch in neue Gewässer: Die Region Oberspreewald-Lausitz und ihre Chancen im Strukturwandel
Die Worte „Spreewald“, „Lausitz“ und „Seenland“ fassen die Vielfalt und Schönheit des Landkreises Oberspreewald-Lausitz (OSL) im Süden Brandenburgs treffend zusammen. In der Herbstausgabe 2024 unseres STARK für die LAUSITZ-Magazins stand der OSL-Kreis im Fokus des Wandels in der gesamten Lausitz.
Aus der Herbstausgabe des STARK für die LAUSITZ-Magazins 2024
Mit einer Fläche von 1.223 km2 ist OSL der kleinste Landkreis des Landes, in dem knapp 108.400 Menschen in elf Kommunen leben. Der Landkreis ist Teil der Strukturwandelregion Lausitz, die sich bereits jetzt von einer starken Abhängigkeit der Braunkohleindustrie hin zu einer vielfältigen Region entwickelt hat, mit einer dynamischen Wirtschaft, bestehend aus einer Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen – der sogenannten „Lausitzer Mischung“. Diese wirtschaftliche Diversifikation erstreckt sich über verschiedene Branchen, darunter Automotive, Biotechnologie, Energiewirtschaft, Kunststoffe und Logistik bis hin zu einem starken Tourismus. Besonders hervorzuheben ist der BASF-Standort in Schwarzheide, der als Chemiestandort von überregionaler Bedeutung gilt. Die Prüfgesellschaft DEKRA betreibt am Lausitzring in Klettwitz ein europaweit einzigartiges Testzentrum für automatisiertes und vernetztes Fahren.
Der nördliche Teil des Landkreises befindet sich auf dem Innovationskorridor Berlin-Lausitz – einer Entwicklungsachse für Technologie und Produktion, dem bedeutende Einrichtungen wie der Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof in Berlin, der Flughafen BER und die BTU Cottbus-Senftenberg mit dem entstehenden Lausitz-Science Park angehören. In Lübbenau/Spreewald entsteht als Bestandteil des Innovationskorridors ein Gebäudekomplex mit rund 3.000 Quadratmetern Bürofläche. Dort werden 150 Coworking-Arbeitsplätze mit modernster Ausstattung geschaffen.
Aber nicht nur im Norden, sondern auch im restlichen Teil des Landkreises, entstehen im Rahmen des Strukturwandels innovative Projekte. Zur Umsetzung der Ideen und Projekte stehen der Lausitz erhebliche Finanzhilfen zur Verfügung, die dazu beitragen, die Herausforderungen des Wandels zu meistern. Zahlreiche Akteure im Landkreis OSL setzen sich dafür ein, innovative Ideen zu entwickeln, um die Region zukunftsfähig und lebenswert zu gestalten.
Fokus Tourismus
Ein zentraler Fokus liegt auf dem Tourismus, der maßgeblich durch die beiden Reisegebiete Spreewald und Lausitzer Seenland geprägt ist. In diesem Zusammenhang werden zahlreiche touristische Projekte gefördert, die sowohl die Infrastruktur verbessern als auch neue Attraktionen schaffen.
Dazu zählen unter anderem:
Erschließung des Lausitzer Seenlandes:
Mit diesem Vorhaben wird das entstehende Lausitzer Seenland weiter touristisch erschlossen und aufgewertet.
Campus IBA-Terrassen in Großräschen:
Bei diesem Projekt geht es um die Weiterentwicklung der überregional
bekannten IBA-Terrassen (ein Erbe der Internationalen Bauausstellung Fürst Pückler-Land von 2000 bis 2010). Die Entwicklung der Lausitz mit der sich verändernden Landschaft wird in den Blick gerückt und erfahrbar gemacht. Gleichzeitig wird der Standort damit als touristischer Anziehungspunkt aufgewertet.
Umbau der Niederlausitzhalle in Senftenberg:
Die einst größte freitragende Turnhalle Europas wird zu einem modernen und flexiblen Veranstaltungsort umgestaltet.
Zentrum für regionale Erzeugnisse („Gurkenwelt“) in Lübbenau:
Dieses Projekt stellt die Spreewaldgurke in den Mittelpunkt und macht sie für alle Generationen und in modernen Formaten erlebbar. Gleichzeitig werden regionale Produkte gefördert.
Zusätzlich beantragte der Landkreis Oberspreewald-Lausitz selbst zwei Projekte mit touristischem Bezug: den Kulturraum Schloss und Festung Senftenberg sowie das Zechen- und Badehaus Brieske. Beide Vorhaben tragen zur kulturellen Identität und zur touristischen Attraktivität der Region bei. Da der Landkreis OSL bei den beiden letztgenannten Projekten Projektträger ist, werden diese nachfolgend kurz erläutert:
Kulturraum Schloss und Festung Senftenberg
Bei diesem Projekt geht es um die Weiterentwicklung des musealen Standortes. Dies soll erreicht werden durch:
- Schaffung eines Erweiterungsbaues innerhalb der Schloss- und Festungsanlage für besucherstarke Sonderausstellungen
- Umbau des Foyers im Schloss zum Café
- Umbau Erdgeschoss Kommandantenhaus zum Besucherempfang, Besucherservice, Kasse und Museumsladen (Reorganisation, so dass die ehemals für Gastronomie und jetzt nicht mehr genutzte Fläche wieder einer Nutzung zugeführt wird)
- Vermietungen und Veranstaltungen
Zechen- und Badehaus Brieske
Im Rahmen des Strukturwandelprozesses und der damit verbundenen Abkehr von der Braunkohleproduktion und -verstromung ist mit einem Verschwinden der prägenden bergbaulichen Infrastruktur in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu rechnen. Daher ist der Erhalt von Stätten, die das regionale Gedächtnis an die Kohleindustrie und die Geschichte der Region wachhalten, für die Bewältigung des Umbruchs von großer Bedeutung. Die neue Nutzung des Gebäudes bietet, zusammen mit der Möglichkeit zur Schaffung von neuen Angeboten, eine wesentliche Bereicherung des kulturhistorischen Lebensraumes. Durch die denkmalgeschützte Sanierung wird ein die Bergbaugeschichte der Lausitz prägender Ort wieder in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gestellt.
Das Projekt verfolgt die folgenden Ziele:
- denkmalverträgliche Sanierung und Belebung des ehemaligen Zechen- und Badehauses als Zeugnis der Bergbaugeschichte
- Nutzung als zentrales Museumsdepot und Archiv für den Landkreis OSL
- Entstehung eines Kultur- und Veranstaltungsortes
- Erweiterung des touristischen Angebots mit der musealen Öffnung des Zechenhauses
Bildung im Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Ein weiterer bedeutender Aspekt des Strukturwandels ist die Bildung. Hier ist der Landkreis mit den bereits vorhandenen Angeboten, über die Schulen und das Oberstufenzentrum Lausitz bis hin zum Campus-Standort der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg in Senftenberg mit seinem im Jahr 2015 errichteten Innovationszentrum gut aufgestellt. Die Region hat zudem erkannt, dass die Ausbildung von Fachkräften entscheidend für den Erfolg des Wandels ist.
In Schwarzheide und Großräschen werden daher insgesamt drei Projekte zur Fachkräftesicherung in der Region realisiert. In Schwarzheide entsteht neben einem Ausbildungspensionat eine Ausbildungsstätte für naturwissenschaftlich-technische Berufe, vorwiegend für die überbetriebliche praktische Berufsausbildung der regionalen Schwerpunktbranchen. Demgegenüber soll in Großräschen ein innovatives Lernzentrum zur Berufsorientierung errichtet werden, welches dann als „Schaufenster“ der beruflichen Möglichkeiten und Perspektiven fungiert. Darüber hinaus gibt es in verschiedenen Kommunen weitere Ideen mit dem Schwerpunkt Bildung, die sich gegenwärtig noch in der Qualifizierung befinden.
Landesweit führend bei grüner Energieerzeugung
Zudem existieren vielfältige Projekte zur Erschließung neuer Gewerbeflächen, die insbesondere auf nachhaltige Technologien, alternative Wertschöpfungsketten sowie grüne Gewerbegebiete abzielen. Diese Initiativen bieten dem Landkreis die Möglichkeit, sich als attraktiver Standort für Unternehmen zu positionieren, welche zukunftsgerichtet, nachhaltig sowie mit direkt vor Ort erzeugtem grünem Strom produzieren wollen. Als Beispiele wären hier zu nennen das Gewerbegebiet Spreewalddreieck, das Industrie- und Gewerbegebiet Schipkau-Schwarzheide sowie das Industrie- und Gewerbegebiet Lauchhammer-Süd.
Übrigens: Beim Thema grüne Energie ist der Landkreis Oberspreewald-Lausitz bereits heute landesweit führend und damit für viele Projektvorhaben interessant. OSL ist in Bezug auf Strom der Exportlandkreis im Land Brandenburg – hier wird viermal mehr Energie erzeugt, als verbraucht.
„Wir können Wandel und gehen ihn konkret an“
Neben den kommunalen Projekten gibt es auch zahlreiche private Initiativen, die durch Fördermittel wie den Just Transition Funds (JTF) unterstützt werden. Dieser Fonds hilft insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen, den Strukturwandel erfolgreich zu bewältigen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Region Oberspreewald-Lausitz in einer Phase des Wandels und der Chancen steckt. Die Akteure der Region haben
die Möglichkeit, diesen Transformationsprozess aktiv und positiv zu gestalten. Mit einer Vielzahl von finanziellen Unterstützungen und einer klaren Vision für die Zukunft wird die Region auch weiterhin ein attraktiver Lebens- und Arbeitsort bleiben.
„Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz begann der mit dem beschlossenen Kohleausstieg verbundene Strukturwandel bereits Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts mit der Schließung zahlreicher Tagebaue, Brikettfabriken und anderer Industriebetriebe. Hohe Arbeitslosigkeit und die Abwanderung fast einer ganzen Generation waren die Folge. Die Nachwirkungen dieses Strukturbruchs sind bis heute spürbar. Der aktuelle Strukturwandel ist für die Menschen hier also nicht neu, sondern setzt sich fort – mit einem großen Unterschied: Durch die von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Mittel und die von der Region selbst geschaffenen Strukturen, wie die Wirtschaftsregion Lausitz GmbH mit ihren Werkstattprozessen, haben wir es diesmal selbst in der Hand, den nachhaltigen Wandel der Wirtschaftsstruktur unserer Region zu gestalten.
Statt eines erneuten Strukturbruchs können verbesserte wirtschaftliche aber auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz haben sich zahlreiche Akteure auf den Weg gemacht, um mit Ideenreichtum und Engagement den Transformationsprozess erfolgreich mitzugestalten.
Die Vielfalt aus Industrie, Natur, Kultur und Freizeit macht unseren Landkreis zu einem besonderen Ort zum Leben und Arbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam die Herausforderungen des Strukturwandels meistern und ihn als lebenswerten und wirtschaftlich stabilen Standort erhalten werden. Mit dem Engagement und der Innovationsfreude unserer Bürgerinnen und Bürger sowie der Unterstützung regionaler und überregionaler Partner bin ich überzeugt, dass uns dieser Wandel gelingen wird. Ich lade Sie herzlich ein, die Vielfalt und Schönheit unserer Region zu entdecken und gemeinsam an einer positiven Zukunft zu arbeiten.“Siegurd Heinze, Landrat Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Ab sofort erhältlich – Herbstausgabe des „STARK für die LAUSITZ“-Magazins 2024
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