58 Millionen Euro aus Europa für grünen Wasserstoff und Speicher in Boxberg
Energieunternehmen LEAG erhält Millionenförderung der Europäischen Union für Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur
pm / Jannis Simons
Unter dem Namen H2UB (Hydrogen Unit and Battery) Boxberg will das Energieunternehmen LEAG in den kommenden Jahren am gleichnamigen Kraftwerksstandort das größte Zentrum für die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff und die großtechnische Speicherung von grünem Strom in Ostdeutschland errichten. Dafür erhielt das Energieunternehmen finanzielle Unterstützung aus dem europäischen Just-Transition-Fund (JTF).
Während eines Informationsbesuches von EU-Kommissarin für Kohäsion und Reformen, Elisa Ferreira in Boxberg wurden am vergangenen Dienstag, Fördermittelbescheide über rund 58 Millionen Euro vom Sächsischen Staatsminister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt, an LEAG-Vorstand Jörg Waniek übergeben. Das Geld stammt aus dem europäischen Just-Transition-Fund („Fonds für einen gerechten Übergang“), kurz gesagt: „JTF“. Die Europäische Union (EU) hat im Zusammenhang mit dem „Europäischen Grünen Deal“ und dem Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 dieses Förderinstrument eingeführt. Im Gegensatz zu den finanziellen Fördermitteln aus dem Strukturstärkungsgesetz des Bundes, dem sogenannten Strukturwandel-Topf, kann die regionale Wirtschaft von diesem Förderinstrument direkt profitieren. Die LEAG setzt die immense Summe für den Bau eines Wasserstoffspeichers und einer Brennstoffzelle für die Rückverstromung von grünem Wasserstoff und die Errichtung einer Solid-Flow-Batterie als Speicher für Strom aus erneuerbaren Energien ein.
„Wir haben hier ein echt innovatives Projekt in Boxberg vor, bei dem wir aus dem eigens erzeugten regenerativen Strom aus unserer GigawattFactory, die bis 2030 entstehen wird, Wasserstoff erzeugen und speichern werden können. Wir puffern das Ganze noch mit Großbatterien, die zur Netzstabilität beitragen werden“, erklärt Jörg Waniek und ergänzt: „Kurz gesagt: Damit entsteht ein neues Konzept, um grundlastfähige Energie auch weiterhin im Zuge der Energiewende hier am Standort Boxberg zu erzeugen.“
Zu dem geplanten modular aufgebauten Energie-Komplex in Boxberg gehören ein Elektrolyseur, der etwa zwei Tonnen Wasserstoff (H2) pro Stunde produzieren kann, und ein Röhrenspeicher mit einer Kapazität von 60 Tonnen. In Strom umgewandelt wird der Wasserstoff mittels einer modular erweiterbaren Brennstoffzelle. Das H2-Kraftwerk soll im ersten Schritt mit einer Leistung von 10 Megawatt (MW) ausgelegt sein, kann aber, durch den Zubau weiterer Brennstoffzellen und H2-Turbinen bis auf 500 MW wachsen. Zusätzlich sind technische Einrichtungen zur Abgabe von Wasserstoff an Industriekunden vorgesehen.
Starkes Europa = Stark für die Lausitz
Gerade in Zeiten, in denen mancherlei die Meinung herrsche, die EU würde den Deutschen nur Geld nehmen und nichts bringen, sei dieser Tag ein wichtiges Zeichen, dass ein starkes Europa auch stark für die Lausitz ist. Auch EU-Kommissarin Elisa Ferreira unterstrich: „Wir können einiges verändern, wenn wir in Europa zusammenhalten. Wir haben eine neue Stufe der Zivilisation erreicht, diese sollten wir uns bewahren. Wir müssen es möglich machen, dass Leute die Region hier nicht verlassen müssen, indem wir ihnen helfen, neue Möglichkeiten zu kreieren. Das ist Europa in der Praxis.“ Jörg Waniek von der LEAG machte deutlich: „Wenn man gute Ideen hat und ordentliche Projektanträge unterbreitet, unterstützt das die EU“ und dankte ebenso der sächsischen Staatsregierung: „Diese hat uns bei dem Stellen des Fördermittelantrags massiv unterstützt.“
Ferreira lobte in ihrer Rede, die sich hier bietenden Bedingungen und den Einsatz aller Beteiligten. „Sie haben alles hier, um zum grünen Powerhouse in Europa zu werden. Vor allem haben sie die Menschen mit der nötigen Power und dem Know-How, das sie qualifiziert, hier ein Exempel für neue Energietechnik für Europa zu sein.“ Im Zentrum stünden dabei immer die Arbeiter vor Ort, was von allen Vertretern europäischer, Landes- und kommunaler Ebene in ihren Reden hervorgehoben wurde.
Größter Batteriespeicher Deutschlands
Parallel soll Boxberg zum Standort des ersten Gigaspeichers der LEAG werden, der es auf mehr als 1.000 Megawattstunde (MWh) Speicherkapazität mit Batterien bringen wird und damit der größte Batteriespeicher Deutschlands sein wird. Die Energiemenge, die innerhalb von 10 Stunden ein- und ausgespeichert werden kann, entspricht dem jährlichen Energiebedarf von knapp 300 Haushalten. Neben den Lithium-Ionen-Batterien werden zwei unterschiedliche Redox-Flow-Batterie-Technologien zum Einsatz kommen. Damit erweitert die LEAG den Fokus auch auf andere elektrische Speichertechnologien.
Bereits im Jahr 2025 soll Baustart für eine neue gasisolierte 380-kV-Schaltanlage (GIS) sein. Sie verbindet zum einen die erneuerbare Stromerzeugung im Umfeld des Kraftwerksstandortes Boxberg, die GigaBattery und das Wasserstoffkraftwerk und stellt zum anderen den Anschluss an das Übertragungsnetz von 50 Hertz her.
Hintergrund
Das H2UB Boxberg und das ISKW Jänschwalde sind Teil des umfangreichen GigawattFactory-Programms der LEAG. Der zweitgrößte Stromerzeuger Deutschlands treibt den Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung voran, mit dem Ziel, bis 2030 bis zu sieben Gigawatt und bis 2040 bis zu 14 Gigawatt aus erneuerbaren Energien verfügbar zu machen. Investitionen in den Ausbau von Speicherkapazitäten und die Entwicklung wasserstofffähiger Kraftwerke sind zentrale Bestandteile der Transformation vom konventionellen Energieversorger zum breit aufgestellten Energiewendeunternehmen.
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